Die Dolomiten

Veröffentlicht von peter am

Leider kam alles anders als gedacht… Schlechtwetter, Sommergewitter, Krankheit und Autoprobleme strickten den „Masterplan“ komplett um. Somit wurde „nur“ provisorisch kurzzeitig geklettert, was unter die Finger kam. Gestartet sind wir zu 4. – Stefan, Johanna, Ruth und ich am Monte Averau, wo wir eine Genußeinstiegstour machten – die Alvera.


ich am Lastoi di Formin – hier hat bombenfester Fels das Sagen (Grande Diedro – 6)

Hier endete die Tour direkt am Gipfelkreuz bei genialstem Panorama. Am nächsten Tag gings dann auch schon in den Sella um dort eine der schönsten Genußklettereien überhaupt zu machen – die Daumenkante der Fünffingerspitze. Nie überschreitet man den 4. Klettergrad bei absolut toller Ausgesetztheit.


Flo in der Traumtour Colatoio Boneti an der Pala delle Masenade – Moiazzagruppe (6-)

Ein Schlechtwettertag bescherte uns den Ausweichplan einer Wanderung durch den Lagazuoi – dabei handelt es sich um Kriegsstollen aus dem 1. Weltkrieg am Falzaregopass. Am nächsten Tag stiegen wir dann zur genialen Faneshütte auf. Ich kann diese Hütte nur jedem empfehlen. So eine schöne Hütte findet man kein zweites mal!


Der Torre del Lago – zentral durch den Pfeiler verläuft die sehr ernste „Pisoni – Stencio“ (6+)

Von hier aus starteten wir dann auf die Neunerspitze Südwandplatte – die Via Messner oder auch Plattenführe direkt. Diese Tour ist eine geniale Plattenkletterei der Brüder Messner mit extrem weiten Hakenabständen. Wie wir vom Hüttenwirt erfahren haben, war eine Woche vor uns Reinholt Messner selbst mit seinem Sohn da um diese Tour zu gehen – wohl ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit.


Flo in der herrlichen Via del Drago – eine Kreation vom Dolomitenpionier Claudio Barbier (6-)

Auf jeden Fall machte die Tour jedem sehr viel Spaß. Manuel und Margit mussten dann den Heimweg Richtung Wien antreten, wobei Stefan, Ruth und ich noch eine offene Rechnung mit dem ersten Sellaturm hatten. Hier wollten wir die Luis Trenker Verschneidung gehen. Das Wetter war für den Nachmittag mit Gewittern vorher gesagt – was eigentlich nicht stört bei dieser doch relativ kurzen Tour.


der schöne Quergang in der Alvera am Monte Alverau (4+)

Auch die vielen Seilschaften störten kaum, da diese relativ zügig unterwegs waren. Somit verwirklichten wir diesen Klassiker von wohl einem der berühmtesten Südtiroler. Am nächsten Tag wollte ich eigentlich mit Stefan eine Tour gehen, aber beim Zustieg holte mich dann eine Sommergrippe runter. Deshalb musste ich 3 Tage pausieren. Am 4. Tag wollten wir es noch einmal wissen.


am letzten Standplatz der Alvera – dem Gipfel des Monte Averau – ein herrlicher Tag

Doch diesmal erwischte es Stefan. Da das Wetter aber so schön war, beschloss ich alleine was zu machen. Da ich immer was am Lagazuoi machen wollte, und mir Margit von der Via del Buco bereits erzählt hatte, beschloß ich diese solo zu gehen. Es war eine sehr nette Tour mit einer nicht zu unterschätzenden Schlüsselstelle.


die Fünffingerspitze – der Daumen ist gut zu erkennen

Zwei Tage später gings dann wieder mit Anda Richtung Falzaregopass um den Lagazuoi Süd über die Menardi/Ghedina Führe zu besteigen. Die Tour ist nur von durchschnittlicher Felsqualität, mit einigen schönen Seillängen. Mitten in der Tour hörte ich auf einmal einen mächtigen Steinschlag – mir fuhr der Schreck in die Glieder.


Margit in der Traumgenußtour „Daumenkante“ die sehr ausgesetzt ist und nur den 4. Grad verlangt

Gott sei Dank war es nicht über uns, sondern wie ich hören konnte weiter links von uns. Doch nachdem der Steinschlag verstummt war, habe ich Schmerzensschreie gehört. 10min später kam dann auch schon der Hubschrauber, der uns zuerst sah und direkt anflog.


Ruth in der Daumenkante – was für ein Ambiente!

Mit dem Armsignal N (No – keine Hilfe notwendig) und der Richtungsangabe drehte der Hubschrauber ab und suchte die Wände nördlich von uns ab bis er an den Einstiegen unten die Hilfesuchenden fand. Wir aber mussten schnell weiter – es fing an stark zu tröpfeln und hatten aber noch 4 Seillängen vor uns. Nur mit den notwendigsten Zwischensicherungen und 200 Puls stiegen wir am Schotterband aus.


Manuel in der ersten Hammerlänge der Via Messner auf der Südwand der Neunerspitze (Fanesgruppe)

Jetzt hatten wir im leichten Regen noch eine sehr ausgesetzte (nasse) 3er Stelle zu queren (seilfrei – sichern hier nur schlecht möglich) und die Abseilstelle zu finden. Doch dies stellte sich als nicht allzu leicht heraus. Nach einem Fehlschlag fanden wir auch diese und kamen im andauernden leichten Regen und Nebel im Tal wieder an.


nix für schwache Nerven – 20m Hakenabstände sind die Regel

Wir hatten extremes Wetterglück wie sich am nächsten Tag herausstellte, als ich mit Dominik, Christoph und Martin sportklettern ging. Martin war an der 2km Luftlinie entfernten Tofana in einen Hagelsturm gekommen und Dominik erwischte es auf der Großen Zinne als er mit seinem Vater und Bruder die Dülfer ging. Sie waren nass bis auf die Unterhose.


Ruth genießt den außergewöhnlichen Fels

Das Gewitter war auch sehr früh gekommen – um ca. 12:00 Uhr gings los. Schluss aus – ich wollte nicht wieder diesen Stress durchmachen. Deswegen gings mit Stefan am nächsten Tag ins wunderschöne Formintal – hier befinden sich extrem schöne Klettertouren, die man gemacht haben sollte. Wir gingen die Tour Nikibi – eine gut eingebohrte Tour, die auf bestem schwarzen Edelfels verläuft und gut abgesichert ist.


super zum Absichern ist die Schlüsselseillänge der Via del Drago (6-)

Die ausdauernde 7+ Seillänge gelang mir auch prompt onsight – wirklich eine geniale Seillänge! Stefan probierte mit dem Rucksack am Rücken im Nachstieg etwas herum und musste auf Grund des nahenden Wetters aber schnell weiterklettern. In der vorletzten Seillänge erwischte es uns wieder…


in der Luis Trenker Verschneidung am 1. Sellaturm

Nach einem Schnellabstieg (30min zum Auto) waren wir glücklich, erschöpft und vom abermals sehr frühen Gewitter überrascht (diesmal um ca. 13:00 Uhr). Am nächsten Tag war wieder Gewitter gemeldet – deshalb wollte ich etwas leichtes oder etwas kurzes in den Lienzer Dolomiten gehen. Stefan aber wollte auch mal in den Laserzgeischt „reinschaun“.


Ruth und Stefan am letzten Standplatz in der „Trenkerverschneidung“ (5+)

Wenn wir schnell wären, könnte es sich ausgehn, hab i mir gedacht. Gesagt, getan. In 3,5h sind wir die 370Hm Tour recht zügig durchgeklettert und sogar nach einem Abstecher zur Karlsbaderhütte trocken im Tal angekommen. Zur Überraschung kam mein Onkel Sepp aus Vorarlberg zu Besuch. Da er heuer im Frühjahr auch angefangen hat zu klettern, beschlossen wir in die Cinque Torri zu fahren und dort etwas Sportklettern zu gehen.


solo durch die Via del Buco am Lagazuoi – die Schlüsselstelle war heikel

Schließlich wollte ich ihm die Dolomiten mal zeigen. Sichtlich beeindruckt machten wir seine erste Mehrseillängentour – den QUarta Bassa Normalweg – eine 3 Seillängentour, die nicht allzu schwer ist. Auch meine Mama (seine Schwester) ist mit mir schon diese Tour (mit Wanderschuhen) gegangen.


Anda am Lagazuoi Süd – das Gewitter rollt gerade an…

Langsam erwischt das Bergfieber die ganze Familie 😀 Danach gings noch etwas im super Löcherfels zum Sportklettern. Den Abschluss des Urlaubes machte heuer eine Tour, die mir schon länger im Kopf herumschwirrte: der Hochstadel Nordwandpfeiler. Eine äußerst selten begangene Tour, die durch ihre Länge besticht.


Nach einem Felssturz gab es einen Verletzten

Mit 1300 Höhenmetern und sicher 2 Kletterkilometer wird die Ausdauer auf den Prüfstand gestellt. Die ersten 500 Höhenmeter gingen wir bei teilweise extrem brüchigem Fels (III / III+) seilfrei um Zeit zu sparen. Danach gingen wir die 60m Seil so gut es ging immer aus, um Meter zu machen. Der Fels war bis auf eine Seillänge immer extrem brüchig. Wir legten pro Seillänge nur 1 – 2 Zwischensicherungen, damit die Seilreibung nicht allzu groß ist.


zurück im Formintal – die Nikibi ist eine geniale Tour in traumhaften Fels (7+)

Der Großteil der Tour bewegt sich im 3 / 3+ Gelände mit einigen 4er Stellen und die Crux fast am Schluss der Tour mit einer 5er Stelle (wo auch ein Haken steckt). Wir haben auf den 1300 Höhenmetern sage und schreibe 5 geschlagene Haken gefunden. Was ganz interessant war: Es gibt kein Topo von der Tour – wir hatten nur einen ÖTK Kletterführer (Größe A5) aus dem Jahr 1969 mit einer Wandskizze und der eingezeichneten Linie.


traumhaft – Stefan klettert im Laserzgeischt (6)

Dadurch mussten wir uns den leichtesten / schnellsten Weg selbst suchen. So waren unsere Spürnasen gefragt – und das klappte hervorragend. Anda und ich kannten die Wand nur von der benachbarten Eller Führer die ein Stück weiter links in der Riesenwand verläuft. 100m unter dem Gipfel legte dann das Gewitter los, das extrem schnell hereingezogen ist (obwohl der Tag Gewitterfrei angesagt war, legte es um 15:00 Uhr los).


meinen Onkel Sepp ziehts seit ein paar Monaten auch in die Wände – hier in den Cinque Torri

Wir packten die Seile weg und rannten die letzten Meter quasi zum Gipfel. Eine kurze Schrecksekunde gab es noch, als mir ein voll belasteter Tritt weggebrochen ist. Kein Wunder bei all dem losen Gestein hier. Am Gipfel gab es im Regen dann einen schnellen Händedruck und dann machten wir uns am stark vor elektrischer Aufladung singenden Gipfelkreuz vorbeilaufend auf Richtung Tal.


ein langes Wunschziehl – der Hochstadel Nordwandpfeiler mit seinen 1300 Höhenmetern

Wir mussten den Grat Richtung Lavanter Alm vor dem hereinbrechenden Nebel hinter uns bringen, da hier eine Orientierung im Nebel äußerst schwer wäre. Doch auch diesesmal hatten wir Glück. Alle Gegenanstiege gingen nur noch sehr zäh von statten, da wir schon recht müde waren. Nach 8h reiner Kletterzeit und 2h 15min recht flotten Abstieg kamen wir total erschöpft wieder beim Auto an.


Anda beim Überqueren des Altschneefeldes

Fazit: eine Tour die extrem lang und extrem brüchig ist. Zudem gibt es kein Topo und man muss sich selbst den richtigen Weg suchen. Einmal und nie wieder. Trotzdem bin ich froh endlich diese Tour gemacht zu haben – und einen besseren Partner als Anda kann ich mir für diese Wand nicht vorstellen!


eine der weniger brüchigen Passagen in diesem Schotterhaufen

Er ist in diesem Gelände extrem schnell und sicher unterwegs – so wie ich kein anderer, den ich kenne. Alles in allem war der Urlaub trotz der ständigen Planänderungen, des schlechten Wetters usw. sehr erholsam und es sind sich ein paar wirklich schöne Touren ausgegangen.


Panoramafoto vom Lastoi di Formin aus gemacht – Orginalgröße durch anklicken des Bildes

Danke an alle für diese tollen tage in den schönen Dolomiten! Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit dieser eindrucksvollen Gegend.

Zu den Fotos der Touren kommt ihr durch anklicken der jeweiligen Tour in meinem Tourenbuch

Kategorien: Geschichtln

3 Kommentare

flo · 21. August 2008 um 9:35

ja dieses Jahr war das Wetterglück nicht so auf unserer/deiner Seite! Aber nach jedem Tief kommt ein Hoch. Vielleicht hat ja der Herbst ein paar schöne stabile Tage!
bis zu unser nächsten Tour!
super lässige Fotos!

😉

lg flo

lisa · 21. August 2008 um 9:39

peter, das sieht echt genial aus und macht lust aufs dolomitenklettern;) jetzt gehts aber mal ab aufn dachstein und dann nach korsika!
berg steil!
lisa

peter · 21. August 2008 um 10:02

tio – hoffentlich wirds no was mit dem Wetter.

Korsika fahrsch jetzt? Cool! I muas do a unbedingt wieder hin. Is anfoch nur genial dort.

lg Peter

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