Westliche Zinne – Schweizerweg

Veröffentlicht von peter am

Nach der erfolgreichen Durchsteigung der Hasse-Brandler an der großen Zinne, haben Alfred und ich mit dem Schweizerweg geliebäugelt. Da das Wetter gut angesagt, die Wochenenden aber schon verplant waren, überredete ich Alfred zu einer „hau-ruck“ Aktion.


die Zinnen im Morgenlicht

Der Mittwoch versprach stabiles Hochdruckwetter. Somit düsten wir mit Alfreds Saab in 5h von Wien bis zur Auronzohütte an der Südseite der Drei Zinnen. Ein sehr netter und redseliger Hüttenwirt empfing uns, und richtete uns das Frühstück für den geplant frühen Aufbruch her.


die westliche Zinne mit dem ungefähren Routenverlauf des Schweizerweges

Wir trafen auch den bekannten Dolomitenpionier Christop Hainz, welcher am nächsten Tag mit einem Gast die Comici an der großen Zinne machen würde.


ich in der ersten Seillänge

Wir unterhielten uns sehr nett und erfuhren, dass er mit Kurt Astner auf der Westlichen Zinne eine Neutour fertig gestellt und rotpunkt geklettert hat. Sie bewegt sich lt. Christoph recht anhaltend im Bereich 7b mit einer Schlüssellänge im Bereich 7c.


Alfred im steilen Dolomit der westlichen Zinne

Gut ausgerastet und motiviert standen wir früh auf und machten uns nach einem Frühstück am Bett auf zum Einstieg. Um ca. 06:40 Uhr stiegen wir dann ein. In der ersten Länge wartet schon ein 8+ Dach, welches ich nach einem Freikletterversuch mittels Trittschlinge A1 überwand.


die zweite Seillänge (super!)

Ich wollte nicht unnötig meine Energie in der ersten schweren Stelle verpulvern, und entschloss mich recht schnell für diese Variante. Schließlich hatten wir noch gut 600m vor uns. Auch die zwei darauffolgenden Seillängen waren wunderschön und halbwegs gut eingenagelt.


dritte Seillänge (7+)

In den schwersten Stellen steckte wieder mal ein Bohrhaken. Dazwischen gabs viele Chiodi (Schlaghaken) und Stichtbohrhaken. Dann gings richtig los.


jetzt gehts los – Alfred startet in die steilen Längen

Unter dem großen Dach traversiert man hier steil nach links oben. Alfred gehörte hier die erste Länge. Die Kletterei im überhängenden Bereich war für uns ungewöhnlich: Tritte gabs nicht viel… da die Wand hier so steil war – dafür hatten wir viiiiel Luft unter den Sohlen.


steil und pumpig

Hier sahen wir eine Seilschaft zum Einstieg der Cassin gehen. Vielleicht würden wir sie ja später in der Wand wiedersehen, da wir den Ausstieg über die Cassin klettern würden (so wie die meisten Begeher der Schweizerführe).


ich im Nachstieg derselben Seillänge

Die Stände waren auch im steilen Gelände mit Bohrhaken ausgestattet, und dazwischen gabs auch ein paar Bohrhaken älteren Datums. Dennoch sind zwingend zu kletternden Passagen größer als in der Hasse-Brandler.


der Rucksack zieht schon a bisl nach unten 🙂

Mit so viel Luft unter den Sohlen hatten wir einen gewissen Thrill (wie Alfred es so gerne bezeichnet). In der zweiten steilen Länge, welche mir gehörte, ist man dann suuuuperausgesetzt.


in der nächsten steilen Seillänge (8+)

Hier pfeifts wirklich ordentlich runter – die Hasse-Brandler ist ein Kindergeburtstag dagegen (von der Exponiertheit her). Zumindest ist es mir so vorgekommen. Nach einer weiteren kurzen Querung standen wir unter der Schlüssellänge.


vieeeel Luft unter den Sohlen am Standplatz

Sie sollte lt. Führer frei geklettert im Bereich 9- einchecken. Alfred führte sie, und fackelte nicht lang rum. Es gab genug schwindlige Haken, an denen wir diese steile Länge in teils freier – teils technischer Kletterei hocharbeiteten.


eine sehr eindrucksvolle Linienführung 🙂

Da ein unangenehmer Wind ging, frohren wir jetzt etwas am Stand. Deshalb führte Alfred gleich die darauffolgende Seillänge (damit lange Stehzeiten verkürzt werden).


kurze Querung

Wie sich herausstellte war diese Länge auch äußerst anspruchsvoll: der Felscharakter ändert sich hier zum senkrechten, schwarzen und sehr kompakten Edelfels. Die Kletterei ist aber auch hier alles andere als banal, die Schlüsselstelle ist nicht wirklich A0 / A1 machbar und sehr tricky.


Alfred startet in die Schlüssellänge (frei geklettert ists 9-)

Hut ab vor diesem Vorstieg Alfred! Mit einer 45m langen und auch sehr anspruchsvollen Länge im 7. Grad gings dann aufs Ringband. Hier sahen wir dann wieder die Seilschaft von der Cassin, welche sich gerade vor uns schob. Hier machten wir das erste mal eine Pause, aßen und tranken was.


ich im Nachstieg der Schlüssellänge – ist steiler als es von unten ausgesehen hat!

Unsere Kraftreserven waren noch recht groß, und die Zwischenzeit stimmte auch! Danach schlossen wir recht schnell zur italienischen Seilschaft auf. Wie sich schnell herausstellte, war es ein Bergführer mit einer Kundin. Es war aber nicht irgendein Bergführer, sondern der Grödner Dolomitenpionier Ivo Rabanser.


anstrengende Kletterei

Er ist sehr guter und bekannter Alpinkletterer, welcher schon viele Erstbegehungen und schwierige Touren gemacht hat. Sein bevorzugter Kletterstil und Erstbegeherstil ist der klassische, mit Hammer und Haken – eine Kunst, die leider immer mehr verloren geht (Zitat Ivo).


die nächste harte Länge: Alfi meistert diese 8- perfekt!

Auch ich muss mich hier bei der Nase nehmen, habe ich ja so gut wie keine Erfahrung im Umgang mit diesen Dingen. Sehr zu meiner Freude konnten wir uns mit Ivo sehr nett unterhalten.


es bleibt anspruchsvoll – die letzte Länge vor dem Biwakband (so ca. 7)

Sein toller Dolomitenkletterführer hat ja einen festen Platz in meinem Regal. So wars für mich schon was besonderes, mich mit so jemanden unterhalten zu können – und das in so einer Wand!


wir queren am Biwakband nach rechts zum Cassinausstieg

Er verriet uns, dass in der Cassin jetzt 2 Haken in einer Schlüssellänge fehlen, und die Tour dadurch um einiges anspruchsvoller geworden sei. Nach der Querung des „Wasserfalls“ ließen sie uns überholen.


suuuuper Kletterei im oberen Teil der „Cassin“

Wir waren zu diesem Zeitpunkt aber auch schon etwas müde, und konnten nicht wirklich davonziehen. Die Kletterei im oberen Teil der Wand ist eine sehr schöne, und lässt sich auch sehr gut zusätzlich absichern.


es bleibt aber noch anspruchsvoll – hier in einer harten 7-

Diese Längen sind (Gott sei Dank) nicht so anstrengend wie die Ausstiegslängen der Hasse-Brandler. Also gings dann recht gut bis zum Ausstieg, wo wir nach 8h 30min Kletterzeit ankamen. Dort genossen wir dann das erste mal mit Ivo und seiner Kundin aus Udine die Sonne bei einer Pause, bevor wir über den Normalweg wieder zum Auto abstiegen.


geschafft – nach 8h 30min am Ausstieg angekommen

Das TAB (Tourenabschlussbier) genehmigten wir uns dann beim Cafe Dreizinnenblick im Höhlensteintal, bevor wir den Heimweg Richtung Wien antraten. Dank Alfreds zügigem Fahrstil (und seiner lauten, wachhaltenden Musik) brauchten wir dann auch nur 5h von Südtirol bis nach Wien.


das TAB (Tourenabschlussbier) mit Drei Zinnen Blick – genial!!

Für mich wars Tour Nr. 10 in den Zinnen – eine extrem geile und sehr anstrengende, die bleibende Eindrücke hinterlassen hat. Vielen Dank an Alfi, für diese tolle Tour und an meine Mum, welche uns mit einer tollen Verpflegung tatkräftig unterstützte!

Fotos vom Schweizerweg


6 Kommentare

Flo · 9. Juli 2010 um 8:58

na das nenne ich mal gscheites „After Work“ Climbing!
Echt Stark!!! 🙂 lg Flo

Dominik · 9. Juli 2010 um 9:43

Respekt meine Herren!
Aber Freaks seids schon! Nein, motiviert heißt das jetzt, oder? 😉
Wahnsinnstour!

peter · 9. Juli 2010 um 9:44

des passt schon so 😀 jo die Tour war ziehmlich oarg!

Ewa · 9. Juli 2010 um 11:25

Berauschend schöne Aufnahmen! 8,5 Stunden am Seil! Ihr seid gut drauf! Macht nun bitte eine Badepause. Die Mädels werden euch dankbar sein 🙂
Liebe Grüße!!!

Manu · 12. Juli 2010 um 9:31

Poah, mit den Fotos kannst bald ein Klettermagazin rausgeben, Wahnsinn!!!

birsen · 13. Juli 2010 um 10:33

Gratuliere euch beiden!

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