Saisonfinale im Fels

Veröffentlicht von peter am

Die Temperaturen wurden kälter, die Blätter veränderten langsam ihre Farben und die Fernsicht wurde immer klarer. Im diesjährigen Herbst gelangen uns ein paar schöne Touren zum Finale der Klettersaison…


Alfred in der „Re Artú“ am Lastoni di Formin

Als wir Anfang September zu viert einen Dolomitenausflug machten (Flo, Alfred, Dominik und ich), war bereits nicht mehr zu leugnen, dass der Herbst begonnen hatte. Die Temperaturen waren recht kühl und das Wetter war leider nicht ganz optimal (aber kletterbar).


DAS Gipfelfoto des Jahres 🙂

Als Ausweichziel wählten wir die südlichen Wände des Lastoni di Formin am Passo Giau. Hier wollten wir die „Love my Dogs“ machen. Am Einstieg stand schon eine italienische Seilschaft. 3 Seilschaften in einer Tour sind etwas viel…


Flo im wunderschönen Fels der Tofana Südwand – hier in der „Constantini-Ghedina“

Alfred fiel eine Bohrhakentour ein paar Meter links von der „Love my Dogs“ auf. Kurzfristig machten wir einen Partnerwechsel und somit konnte ich mit Alfred diese für mich neue Tour begehen, während die Italiener Dominik und Flo den Vortritt gaben.


mystische Stimmung an der Tofana – Flo hier im Quergang (6)

Somit konnten wir mehr oder weniger nebeneinander den tollen Fels bei bester Absicherung genießen. Wie sich später herausstellte, hieß unsere Tour „Re Artú“ was soviel wie „König Arthur“ heisst.


Ausweichtour am ersten Sellaturm – perfekte Kletterei in der „Delenda Carthago“

Sie ist zwar nicht ganz so schön und etwas leichter als die „Love my Dogs“, aber auf jeden Fall einen Ausflug wert. Zinnenartiger Fels in sonniger Lage bei bester Absicherung – was will man mehr?


eine ist zu wenig – zweiter Streich: hier in der Einstiegslänge der „Icterus“ (6c+)

Tags drauf machte ich mit Flo die Pfeilerkante des zweiten Südwandpfeilers auf der Tofana di Rozes. Während Dominik und Alfred der Cassin in der Nordwand der Westlichen Zinne eine Begehung bei winterlichen Temperaturen abrangen, konnten wir den tollen Tofanafels genießen, und begingen die wunderschönen 700 Klettermeter in knappen 5h.


kleingriffig, anhaltend und wunderschön – was will man mehr?

Der „Plan“ sah für den nächsten Tag die Begehung einer Neutour in der Westwand des zweiten Sellaturms vor. Ein nächtlicher Hagelsturm ließ am nächsten Tag leider nur südseitige Wände zu, die schnell abtrockneten.


Via Finlandia in der Ostwand des Torre Grande / Cinque Torri

Eine Alternative war schnell gefunden: In der Südwand des ersten Sellaturms begingen wir die tolle „Delenda Carthago“ und einen Routenmix aus der „Icterus“ und der „Schober“ – eine wirklich lässige Kombination (wennauch etwas inhomogen).


für Ruth wars warscheinlich eine ihrer härtesten Touren im 2010er Jahr – sie hat sich super geschlagen!

Bei perfektem Herbstwetter gings am darauffolgenden Wochenende wieder zurück in meine Lieblingsberge. Aus zeitlichen Gründen beschlossen Ruth und ich einen Ausflug in die Cinque Torri.


Moiazza: hier kletterten Ruth und ich die traumhafte „Decima“ eine perfekte alpine Genußtour

Hier hatte ich noch die „Via Finlandia“ im Hinterkopf. Es ergab sich eine wirklich tolle Tour, die leider einen Tick zu schwer war für Ruth. Zur „Wiedergutmachung“ machten wir noch eine Genußtour am Torre Barancio.


die Felsqualität ist auf der ganzen Strecke perfekt!

Danach düsten wir in die Moiazza und gingen noch auf das „Rifugio Carestiato“, welches uns wirklich positiv überraschte: nette Wirtsleute, gutes Essen, große Portionen, sehr schöne Zimmer und eine Dusche gabs hier.


back @ home: hier in der schönen „Atemlos“ an der Hohen Wand (8)

Am nächsten Tag stiegen wir dann in die „Decima“ in der Südwand der „Scalet delle Masenade“ ein. Es wurde eine perfekte Genußtour: 300m, südseitig, bombenfester und äußerst steiler Fels, so gut wie kein Material in der ganzen Wand und eine logische Linie waren die Zutaten für diese wunderschöne Tour.


Alfred in der tollen „Löcherwelt“ im Dachsteinmassiv

In der steilen Schlüssellänge machte ich mir etas Sorgen um Ruth (dass es ihr zu schwer sein konnte). Umso mehr war ich überrascht, als sie mit einem Grinsen am Stand ankam und sagte: „Das war die schönste Seillänge seit Korsika!“ Na bum – ich war überrascht!


toller Abschlussriss (8-) in der Löcherwelt

wer kann blöder schaun: Alfred oder ich?  😀

Nach einem „Nichtkletterwochenende“, an welchem wir Rom einen Besuch abstatteten, gings zurück in den steilen Fels. Mit Alfred, Dominik und Phil machten wir einen Abstecher ins Dachsteinmassiv. Wegen des bescheidenen Wetters fiel unsere Wahl auf eine kürzere Tour namens „Löcherwelt“.


erster Hochkönigbesuch für mich – hier die Torsäule – wir wählten die sonnigere Südwand

Bei bester Absicherung gehts hier über die 200m hohe traumhafte Westwand der Gamsfeldspitze empor. Wir seilten wieder ab, und düsten nach der Tour rüber zum Hochkönigmassiv, welches für mich eine weisser Fleck in meiner „Kletterlandkarte“ war.


wahnsinns Kletterei und PERFEKTE Felsqualität – so macht klettern Spaß!

Ruth und Dieter warteten bereits auf der Mitterfeldalm, als wir bei Einbruch der Dunkelheit ankamen. Es wurde noch ein feuchtfröhlicher Abend in dieser wunderbaren Hütte. Am nächsten Tag stand ein Besuch der Torsäule Südwand an.


Alfred und ich machten die „Zeit zum Atmen“ – eine wirkliche Perle

Ruth und Dieter begingen die „Prechtig“, Dominik und Phil machten die „Walking to the Sky“, Alfred und ich machten die „Zeit zum Atmen“. Die Geschichten über den perfekten Hochkönigfels wurden mehr als bestätigt: die Felsqualität kann mit der Paklenicas locker mithalten.


Dominik (oben) und Phil (unten) in der „Walking to the Sky“ rechts neben uns

Die Kletterei finde ich technisch anspruchsvoll, die Bewertung ist auch recht hart und die Absicherung gut, aber fordernd! Fazit: ein perfekter Tag in einer genialen Wand! Grund genug für uns am darauffolgenden Wochenende wieder zu kommen.


sehr knifflige Querung nach links…

Diesesmal bildeten Flo, Dominik, Florian und ich die Mannschaft. Für Florian und mich wars die erste gemeinsame Felstour. Am Plan stand die „Opera Vertical“ in der Südwand der Torsäule.


„naked on top“ Alfred, Phil, i & Dominik am Gipfel der Torsäule

Die Kletterei war für mich teils schwer zu lesen, allerdings ist der Fels hier fast noch perfekter als in der „Zeit zum Atmen“. Technisch anspruchsvoll ist absolut jede Seillänge und auch die Absicherung ist sehr gut, aber ziemlich fordernd (finde ich wirklich gut).


Sonnenaufgang auf der Mitterfeldalm

An diesem Tag sammelte ich weniger Rotpunktseillängen, dafür mehr Flugmeter. Es war für diesen Tag wohl einen Tick zu schwer für mich – aber eine absolut geniale Tour! Dominik und Flo rangen der „Zeit zum Atmen“ eine Begehung ab.


Florian in der grandiosen „Opera Vertical“ – 270m Fels wie aus einer Form gegossen!

Von mehreren unabhängigen Quellen bekamen wir den Tip des „Sonnenkönigs“. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und starteten am nächsten Tag zu viert zur sonnenüberfluteten Südwand des Flachfelds.


„Huwi“ mit Kolleg – zwei total lässige Salzburger kletterten mit uns die „Opera Vertical“

Selber Erstbegeher, selber Charakter: tolle Kletterei in genialem Fels bei guter, aber fordender Absicherung. Die 8+ Passagen waren für uns zu hart zum onsighten, dafür schafften Florian und ich die ganze Tour in freier Kletterei.


selbst die „leichteren“ Längen (hier 7+) waren sehr knifflig zu klettern

Mittwochs ist einer unserer Hallentrainingstage. Als ich ein paar Längen spulte, fing meine linke Schulter immer mehr an zu schmerzen… es war ein bis dato noch unbekannter Schmerz.


Florian und ich am Gipfel der Torsäule

Nicht wirklich pausierend (sondern nur durch auslassen des Hallentrainings) machte ich Wochenende für Wochenende mit angezogener Handbremse ein paar Touren.


Flachfeld Südwand mit dem „Sonnenkönig“


auch hier wieder: PERFEKTE Felsqualität!

Die Schulter wurde nicht wirklich besser und die Schmerzen hielten sich hardnäckig. Das schlug sich natürlich auch auf meine Leistung nieder: in der tollen Hochschwabtour „Verschwörung der Idioten“ glaubte ich wieder halbwegs fit zu sein.


Dominik in der harten Schlüssellänge des Sonnenkönigs (8+)


was für ein Tag – das „Team“ am Ausstieg des Sonnenkönigs

Was für eine Fehleinschätzung! Nach einem guten Start, fiel meine Leistung auf den letzten Seillängen ziemlich ab und ich war froh, dass mir Dominik nicht böse war, dass ich den nächsten Klettertag mehr oder weniger cancelte.


Dominik in der tollen Einstiegslänge der „Verschwörung der Idioten“ (8+/9-)


traumhafte, aber auch teils sehr anspruchsvolle Kletterei an der Berglandspitze

Seitdem hab ich noch ein paar Touren gemacht wie die vollständige Rotpunktbegehung im Lead des Detonation Boulevards an der Hohen Wand (eine sehr schöne Tour!) oder eine Onsightbegehung der „Roberta 83“ am Ciavazes in den Dolomiten.


Stefan in der Schlüssellänge der „Roberta 83“ am Piz Ciavazes

Doch auch diese Touren waren nicht gut für meine Schulter. Da die Klettersaison sowieso am abklingen war, beschloss ich komplett zu pausieren, bis meine Schulter wieder schmerzfrei ist. Lediglich beim Barcelonatrip mit Ruth mussten wir uns noch eine Genußtour im nahegelegenen Klettergebiet in Montserrat geben.


die Konglomerattürme des „Montserrat“ in Spanien – wir bestiegen den L´Elefant in Bildmitte

Dieses Gebiet ist landschaftlich wunderschön, das Gestein ist Konglomerat und die Kletterei sehr ungewöhnlich und neu für uns. Wir hatten einen schönen Tag in dieser tollen Gegend. Aber danach war für mich definitiv Schluss.


Ruth in der steilen Schlüssellänge (6a+) – welcher Stein ist ein Henkel, und welcher ein Aufleger?


geschafft  – eine tolle Tour mit granidoser Aussicht

Jetzt warte ich, dass meine Schulter wieder fit wird und ich das Hallentraining wieder aufnehmen kann. Seit Beginn der Verletzung sind jetzt schon fast 2 Monate vergangen, und es gibt langsam ein Licht am Ende des Tunnels. Mir wurde eine Zerrung der Bizepssehne diagnostiziert. Und Sehnen bedürfen leider einer relativ lange Heilungsdauer. Dafür steigt meine Motivation inzwischen immer weiter und ich hoffe bald wieder ins Hallengeschehen einsteigen zu können, um auf meine Wunschtouren für 2011 hintrainieren zu können. Trotz der Verletzung wars ein tolles Finale der Klettersaison 2010. Der Winter kann jetzt kommen!

PS: Ich habe meine „Partner“ endlich mal upgedatet.

Fotos Re Artù
Fotos Constantini-Ghedina (zweiter Südwandpfeiler)
Fotos Delenda Carthago
Fotos Schober/Icterus
Fotos Via Finlandia
Fotos Torre Barancio Nordwand
Fotos Decima
Fotos Atemlos
Fotos Löcherwelt
Fotos Zeit zum Atmen
Fotos Opera Vertical
Fotos Sonnenkönig
Fotos Verschwörung der Idioten
Fotos Roberta 83
Fotos Boy-Roca


2 Kommentare

FLO · 22. November 2010 um 10:37

Geile Fotos, das war ein Ausklang :-), jetzt kann auf jeden Fall der Schnee kommen 🙂

Dominik · 22. November 2010 um 11:36

Nice Peter! Es war echt a Traumherbst!

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