Große Zinne Nordwand – Comici

Veröffentlicht von peter am

Lange war das mein großer Wunschtraum: die Nordwand der Großen Zinne über diese Route zu durchsteigen. Lange musste ich warten, aber diesen Sommer sollte es endlich klappen… Ich saß Sonntag Abend vorm Fernseher, als der Wetterbericht ein paar gewitterfreie Tage ankündigte.


die berühmten Nordwände im Morgengrauen

Daraufhin rief ich sofort Manuel an, um ihn dazu zu überreden, die Tour am Freitag anstelle des Samstages zu machen. Der Wetterbericht sagte 3 Tage schönes und gewitterfreies Wetter von Mittwoch bis Freitag voraus. Die Zeit würde die Nordwand auch brauchen um abzutrocknen, damit wir am Freitag einsteigen könnten.


seilfrei über den Vorbau (4)

Manuel klärte alles ab und somit machten wir uns am Donnerstag nach der Arbeit auf den Weg Richtung Südtirol. Am Parkplatz angekommen, stellten wir fest, dass hier ein richtiger Aufmarsch an Nordwandaspiranten stattfand.


mystische Morgenstimmung in den Drei Zinnen

Es wurde gegessen, Material sortiert, auf die Tour vorbereitet, und man hörte einige verschiedene Sprachen. Etwas geschockt stellten wir unseren Wecker auf 04:15 Uhr um zeitig in die Wand einsteigen zu können. Nach einer eher ungemütlichen und kurzen Nacht im Auto (die Liegefläche war zu kurz für mich) standen wir etwas zerknautscht auf, frühstückten was, und machten uns noch im Finsteren auf Richtung Nordwand.


Manuel in der ersten schweren Seillänge und gleich eine der härtesten Stellen der Tour

Wir waren nicht die ersten die unterwegs waren. Beim Einstieg stand schon eine Dreierseilschaft, deren Vorsteiger sich gerade ans Werk machte. Hastig machten wir uns fertig und kletterten seilfrei wie geplant die erste Seillänge rauf.


steil gehts weiter in die zweite Länge

Plötzlich kamen wir drauf, dass wir den falschen Vorbau hochgeklettert waren… zugegeben… es war eher ein 4er als 2er Gelände das wir hier seilfrei erstiegen, aber wir hatten uns nur auf die anderen konzentriert in der Annahme, dass eh alle die Comici machen wollten…


Nordwandfeeling kommt auf

Wo wir wirklich hochgeklettert waren, war aber eigentlich die Einstiegslänge der Hasse-Brandler. Ups… peinlich. Schnell korigierten wir unseren Fehler und standen dann als zweite Seilschaft in der Wand. Hinter uns kam auch schon ein Vorarlberger Pärchen. Doch wir mussten bereits warten… die Engländer vor uns kosteten uns schon Zeit, wobei wir noch nicht mal richtig losgelegt hatten.


steil und geil – Manuel in der dritten schweren Länge

Doch dann machte Manuel sich an die erste schwere Seillänge. Wir waren durch die vorige Seilschaft gezwungen alle schweren Seillängen so zu klettern wie sie, und nicht so wie ursprünglich geplant immer wieder Seillängen zusammen zu hängen (was sich hier ganz gut anbietet).


1A Kletterei in der Comici

Gleich in der ersten Länge kam eine der schwersten Einzelstellen der Wand… hoch anzusteigen und drüberziehen… Manuel hats gepackt. Ich durfte das von oben gesichert mit Rucksack klettern.


in einer etwas brühigeren Passage – die Engländer vor uns

Die Nervösität, die sich die ganze Woche aufgebaut hatte – schließlich ist das für mich eine große und ernste Tour – war wie weggeblasen und ich konzentrierte mich nur noch aufs Klettern und sichern. Der Fels war etwas feucht, was hier an den Nordwänden angeblich recht üblich ist.


eine weitere zache Stelle is gepackt

Dadurch mussten wir noch etwas vorsichtiger agieren als gewohnt. Die Absicherung in der ersten Wandhälfte – den schweren Seillängen – war mehr als üppig. Wir klickten des öfteren 10 – 12 Expressschlingen auf 25 – 30 Höhenmeter, wobei nur äußerst selten ein Friend von uns gelegt wurde.


die zachschte Stelle für mi… hat meine Unterarme ganz schön aufgepumpt

Der Fels ist bis auf wenige Passagen äußerst fest und gut ausgeputzt, und die Kletterei ist eine sehr schöne und ausgesetzte, wie man sie in einem solchen Ambiente nur äußerst selten im Alpenraum anzutreffen sein wird. Wir hatten auf jeden Fall eine Menge Spaß an der Sache.


Manuel gibt Gas in der vorletzten schweren Länge – einige Seilschaften folgen uns

Doch bald schlich sich ein komisches Gefühl bei Manuel und mir ein… ohoh… der Kaffee von heute Früh war wohl doch nicht eine so gute Idee. Manuel und ich mussten plötzlich ganz dringend aufs Klo!! Ich musste wohl schon länger, allerdings war mein Drang offensichtlich nicht so groß wie der Manuels.


mit Rucksack schon a bisl zacher…

Am Stand vor der letzten schweren Länge zappelte er ganz nervös: „I muss aufs Klo, i muss aufs Klo… scheisse – hier gehts nit!“ Na – hier wärs wirklich nit gangen – außer er hätte den 5 – 6 Seilschaften unter uns auf den Kopf gesch…. 🙂


die letzte, geniale schwere Länge – hier pfeifts schon a bisl runter 🙂

Umso schneller machte er sich dann auch an die letzte schwere Seillänge, in der Hoffnung, dass dann das Gelände flacher würde. Diese Länge war äußerst genial: steil, ausgesetzt, bombenfester Fels und mit wundervollen Klettermoves kletterte Manuel dieses Ding in ein paar wenigen Minuten hoch.


Manuel in der düsteren und waschelnassen Sekundärverschneidung im oberen Wandteil

Ich folgte so schnell ich konnte. Am Stand angekommen stellten wir fest: Kein Kloplatz – also weiter. Nach eineinhalb weiteren (leichteren) Längen roch es plötzlich komisch… hier würden wir wohl nicht die ersten sein, die etwas zurückließen… Manuel war im Vorstieg und deshalb auch der erste der etwas aus der Seillänge ausquerte um sich der lästigen Fracht zu entledigen.


Standplatz: Chiodi (=Haken) & Friends

Während er seine Erleichterung zum besten gab, wurde es bei mir immer dringender: „Manuel beeil di!! I halts nima lang aus!!“ Dann kam auch für mich der Moment der Erleichterung. Jetzt konnten wir uns wieder auf das Klettern konzentrieren.


Ausblick aus dem „spooky“ Quergang

Die Engländer vor uns hatten nur eine verbale Beschreibung der Tour (offensichtlich gibts in England noch keine Topos) und nahmen unter dem 30m Quergang die falsche Verschneidung. Das war endlich die Gelegenheit für uns das Überholmanöver anzusetzten.


geschafft – am Ausstieg angekommen

Gesagt, getan – Manuel hängte zwei waschelnasse 5er Seillängen zusammen, und somit zogen wir als erste Seilschaft in den Quergang ein. Manuel kommentierte den Quergang mit den Worten „ziehmlich spooky“. Kurz danach stiegen wir auch endlich am Ringband aus.


der Weg über das Ringband

Über dieses verließen wir die Wand nach rechts, wobei äußerste Vorsicht geboten war. Ein Ausrutscher wär hier wohl der letzte, und würde 450m weiter unten im Schotterkar enden. Auf der Südseite angekommen, rasteten wir uns das erste mal richtig aus, aßen was und machten uns dann zum Gipfel auf. Diesen konnten wir dann nach diesem absoluten Highlight komplett alleine in der warmen Sonne genießen.


Manuel und ich am Gipfel der Großen Zinne (2999m) in der warmen Sonne

Den Abstieg kürzten wir per Abseiler über die Westwand ab, und brachen auf Richtung Vierschach, wo uns schon die geniale Pizza und das TAB vom Helmhotel entgegenlächelte.


Abseilen über die Westwand – die Knieschonende Alternative zum Normalweg

Es war eine absolut geniale und gelungene Tour, die ohne Manuel warscheinlich nur halb so viel Spaß gemacht hätte. Danke an dieser Stelle an Manuel! Ich hoffe, dass wir noch weitere solcher Touren gemeinsam erleben werden.


wieder auf sicherem Boden – geil woars – wir waren nicht das letzte mal hier!

Tags drauf gings für Manuel wieder Richtung Wien, ich war noch Gast auf der Hochzeit von Karli und Nicki, und fuhr am Tag nach der Arbeit auf zu neuen Bergabenteuern… doch das ist eine andere Geschichte 🙂

Die Fotos zur Comici *klick*


5 Kommentare

Manu · 17. August 2009 um 7:43

Nach Manuels Moraltraining in Paklenica war das wohl die reine Genusstour, oder? Sehr erfolgreicher Klettersommer, gratuliere! Ich bin auch wieder in Kärnten gelandet und noch ein Zeiterl da, vielleicht seh ma uns ja mal in Lienz? lg Manu

Flo · 17. August 2009 um 8:23

coole Tour! Na da hab´s ja fast die Hosen voll gehabt. Aber mit viel Erfahrung war das dann kein Problem *gggggggggg*!
nein im Ernst starke Tour und echt lässige Fotos. Werd die Tour sicher auch noch klettern 😉
lg Flo

Andreas · 17. August 2009 um 9:00

Gratulation! Das Gipfelfoto ist huberbuamverdächtig:-).

peter · 17. August 2009 um 9:48

des hör i in letzter Zeit immer öfter 😀

godlie · 17. August 2009 um 13:26

Also echt geile Tour wiedermal.
Aber das nie vorbeigschaut hast 🙂

Scherz beiseite immer wieder nett ich hab ja gestern schon ne benachrichtigung kreigt hab den ARtikel schon erwartet.

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