Alle Guten Dinge sind 3 – Korsika 2010
Der Zauber der von den Korsischen Bergen ausgeht ist ein ganz besonderer. Das hat mittlerweile bei uns die Runde gemacht. Somit brach ich heuer zum dritten mal auf um die Insel der Schönheit zu besuchen – diesesmal mit einer 13 Mann starken Truppe!
Venaco – ein kleines & verschlafenes korsisches Dorf – unser Basislager für die erste Urlaubshälfte
Die Kletterei auf den sogenannten Tafonis ist eine wirklich ganz besondere. Jeder der das schon mal selbst erlebt hat, wird mir zustimmen. Somit waren alle Neulinge besonders gespannt als wir bunt gemischt im Juni 2010 aus dem regnerischen Mitteleuropa in den sonnigen Süden aufbrachen.
mit Ruth, Ewa & Werner unternahm ich eine tolle Genußtour
Äußerst positiv gelaunt, nisteten wir uns in unser Quartier in Venaco ein. Es hatte so den richtigen französischen Charme, den man aus dem Fernsehn kennt.
Tafoniwahnsinn in der „Candella di l´Oro“
Enge, verwinkelte Gassen, alte Häuser, alte Menschen, wunderbare Landschaft – ja wir waren endlich im Urlaub auf Korsika. Der Großteil der Truppe startete gleich am Ankunftstag mit diversen Einstiegstouren.
gleicher Berg – andere Route: Werner hängt lässig an einer Hand in der „Aqua di Rocca“
Es wurden die „Bella Ciao“, die „Arete de Corte“ und von uns als 3er Seilschafte (Dominik, Bettina und ich) die „Amandulina“ auserkoren. Hauptsache auf Manuels und Julias Mist gewachsen waren die Einkäufe in Corte, welche uns in ungewöhnte kulinarische Höhen schweben liessen.
irre Felsformationen – der „Wasserhahn“ am Rossolino im Tavignanotal
Das Essen war einfach nur lecker! Am zweiten Tag brach ich mit Ruth, Ewa und Werner auf, um die tolle Genußtour namens „Candella di L´Oro“ zu erklimmen. An diesem Tag hörte ich öfter die Worte: Das beste was ich je geklettert bin! 😀
Manuel quert in der „Chanson de prés verts“ am Rossolino
Nach diesem genußvollen Auftakt hingen Werner und ich die danebenliegende „Aqua di Rocca“ noch an. Ich kannte die Tour zwar schon von 2009, aber sie ist wirklich so schön, dass man sie ruhig ein zweites mal gehen kann.
Pointe de la Touffe – nach 2009 besuchten wir auch 2010 wieder diese tollen Wände
Werner taugte es auf jeden Fall sehr, und somit konnten wir diesen wundervollen Tag noch ausklingen lassen. Tags drauf gings dann ins benachbarte Tavignanotal, wo ich noch eine offene Rechnung hatte.
in der ersten Seillänge der „Le vent du silence“ wird gleich ein henkeliges Dach erklettert
Mit Manuel machte ich mich auf um die gut eingebohrte „Chanson de prés verts“ am Rossolino zu begutachten. Es war sehr warm, aber ein feines Lüftchen machte die Klettertemperatur perfekt. Werner, Ewa, Bettina und Ruth machten die danebenliegende „Tafonissimo“.
Terminator in Action – Dominik in der genialen letzten Länge der „Le vent“
Manuel und ich hatten viel Spaß und mussten lediglich in der zweiten Seillänge dem korsischen Granit Tribut zollen. Hier heisst es einen knackigen Fingerriss im 8. Grad zu knacken.
Stefan sichert – Manuel klettert ein korsisches Highlight – die „le vent du silence“
Da wir nur den „European Style“ (=piazen) beherrschen, wurde dies zu einer recht kraftigen Angelegenheit. Einen Sitzer hatt dann jeder von uns – was den Spaß aber nicht milderte. Über die „Ombret et Lumiere“ seilten wir ab, um im Eilzugstempo noch zu den anderen in der Tafonissimo aufzuschließen.
Kulturprogramm am Ruhetag – wir besuchten die südlichste Stadt Korsikas – „Bonifaciu“
Am Gipfel holten wir sie dann auch ein und seilten gemeinsam ab. Die lange Wanderung Richtung Corte unterbrachen wir für ein kühlendes Bad in einem der tollen Bäche in diesem schönen Tal.
wirklich sehenswert – der Hafen von Bonifaciu
Am Rückweg machte ich dann auch noch Bekanntschaft mit einer extrem großen und giftig aussehenden Schlange. Offensichtlich musste ich noch furchterregender gewirkt haben, suchte sie doch schnell das Weite.
enge Gassen und Gänge – mit dabei waren Ruth, Julia, Manuel, Stefan, Thomas und ich
Am für mich letzten Klettertag im Restonicatal war ich mit Dominik am Seil unterwegs. Von Julias und Thomas Schwärmerei für die „Le Vent du Silence“ ließen wir uns anstecken und stiegen vor Manuel und Stefan in diese Prachttour ein.
sehr touristisch, aber dafür wunderschön: die Altstadt von Bonifaciu
Unser Grinsen wurde mit jedem Meter den wir höher stiegen, breiter. Wir waren uns einig: eine wirkliche Perle! Nur länger könnte sie sein, sonst gibts absolut nix zu meckern.
irre Felsstrukturen im Bouldergebiet „Punta di Capineru“
Der Übersiedelungstag wurde gleich als „Ruhe“ und „Kulturtag“ genützt. Bei bestem Wetter machten wir zu 6. einen Abstecher nach Bonifaciu (die südlichste Stadt Korsikas). Der Rest der Truppe blieb in Corte bzw. machte die Seetour „Symphonie D´Automne“.
sieht nicht nur toll aus, sondern lässt sich auch toll beklettern – Manuel in Action
Doch ganz ohne klettern gings bei uns dann auch nicht. Schließlich besuchten wir noch kurz das obergeniale Bouldergebiet an der „Punta di Capineru“.
ein Bewegungsproblem? nicht für Julia!
Dabei handelt es sich um einem direkt am Meer gelegenen Bouldergebiet mit absolut abgefahrenen Blöcken. Ich bin zwar kein Boulderer, aber hier kam dann das Kind in mir durch: ich musste auf jeden Felsen rauf 🙂
kleingriffe Kletterei – hier fühlt sich Stefan wohl
Ruth dagegen hatte etwas Pech: Sie touchierte einen Seeigel und zog sich einige Stacheln an der Fußinnenseite ein. Diese wurden dann in unserer zweiten Unterkunft in Zonza am Bavellapass von Bernhard, so gut es ging, „herausoperiert“.
Dominik macht die Probe aufs Exempel – und zeigt seine Mukkis!
Aber trotzdem wollte Ruth klettern gehn. Somit unternahm ich mit ihr die tolle Genußtour namens „Super Piscou Géant“.
Thomas gibt Gas – nach 2009 ist er auch 2010 wieder mit von der Partie
Klettertechnisch zwar nicht schwer, stellte die Tour dennoch einige Anforderungen: Wegsuche und Absicherung muss hier selbstständig erledigt werden. Die Crux ist sicher den Einstieg zu finden.
Col di Bavella – unsere zweite Station
Nach der Tour genossen wir noch die Badegumpen in einem der schönen Bäche am Bavellapass. Ruth´s Fuß tat zunehmend weh, wodurch sie zum Pausieren gezwungen war. Stefan war aber auch noch auf Partnersuche, wodurch wir uns am nächsten Tag gemeinsam zum markanten Grat „Arete de Zonza Integral“ aufmachten.
„Castellucciu d´Ornucciu“ – Ruth und ich begehen in dieser Wand die alpine „Super Picsou Geant“
Leider war dieser Grat nicht das erhoffte Highlight. Aber ich hatte noch eine Idee: beim Abstieg kamen wir bei einem kleinen Tafoniturm vorbei, der mir 2009 schon aufgefallen war.
Gipfelfreuden – eine super Genußtour liegt hinter uns!
Voller Energie ging Stefan die erste Seillänge an, welche ca. 50m lang und im 4. – 5. Grad angesiedelt ist. Unter einem markanten Dach machte er Stand. Ich war zwar ein wenig nervös, wollte es aber unbedingt wissen.
Stefan und ich begehen hier die „Arête de Zonza Intégral“ – der lange Westgrat
Schließlich hingen schon zwei Sanduhrschlingen im Dach. Das extrem steile (horizontale) 5-6m Dach stellte sich als sehr gutgriffig, aber anstrengend heraus. Und ganz am Ende kam dann mit einem sehr weiten Zug die Crux.
Stefan und ich besteigen diesen Turm durch sein markantes Dach
Danach gehts herrlich henkelig (und nur leicht überhängend) Richtung Gipfelplateau. Technisch zwar nicht sehr anspruchsvoll, würde ich auf Grund der Steilheit dieser Seillänge dennoch 7+/8- geben.
steil, pumpig und selbst abzusichern – es war ein tolles Abenteuer!
Das ist aber nur ein Bewertungsvorschlag! Am Abend wurden dann wieder die diversen Erfolge und Touren mit Bier und Wein gefeiert, und unser Pool getestet. Etwas hatte ich noch im Hinterkopf – und Manuel sollte wieder mein Partner sein.
irrste Strukturen – und genauso gestaltet sich auch die Kletterei in der „La célébration du Lézard“
Er war zwar schon recht müde von den vielen schweren Touren, die er in den Tagen zuvor gemacht hatte, aber irgendwie würde es schon gehen.
die klettertechnisch für mich sehr anspruchsvolle vorletzte Seillänge – man quert links raus
Gestartet wurde mit der „Le celebration du lezard“ auf einem Wandvorbau der Punta Rossa. Über 7 Seillängen lang gehts hier extrem genial eine wunderschöne Länge nach der anderen hoch.
der Ort des Geschehens – hier spulten wir unser Vormittagsprogramm ab
Die Tour war stellenweise doch sehr anspruchsvoll für uns (Manuel machte sogar einmal einen gscheid weiten Doppeldynamo!!), wodurch wir etwas geschwächt am Ausstieg unser „Projekt“ das erste mal so richtig vor Augen hatten: die Punta Rossa.
das eigentliche Ziel – die Punta Rossa – IRRRRRRE!!!!
Das ist wohl der beeindruckenste Pfeiler, der mir bisher unter die Augen gekommen ist! Müde kämpften wir uns durch die Maccia Richtung Einstieg, wo wir uns zuerst noch stärkten, und danach mittels der bewährten blockweisen Kletterei in die Tour starteten.
Wahnsinn – so was hab ich noch nie gesehen!
Da ich doch um einiges ausgeruhter war als Manuel, überliess er mir den Vorstieg der schweren Länge, welche nach zwei Längen beginnen.
genialste Kletterei – hier in der ersten 8- Länge – direkt nach der A0 Passage
Manuels Kommentar in der ersten Länge war nur: „Das sind männliche Hakenabstände!“ 🙂 Als ich unter der ersten schweren Länge stand, war die Müdigkeit wie verflogen.
Start in die 8+ Länge – gleich zu Beginn gibts die heftige Bouldercrux (nix für kleine Leute!)
Die erste schwere Länge war wohl das allerbeste, was mir bis dahin unter die Finger gekommen ist. Mit einem Juchiza machte ich Stand in einer Tafoniniesche.
STEIL – viiiel Luft unter den Sohlen hat man im „Tafoniloch“ – hier kann man gemütlich sitzen
Danach kam gleich die Crux: es wird horizontal (!) in die Seillänge gestartet, um gleich danach die Crux der Tour zu knacken (8+). Hier hat ein großer Vorsteiger auf jeden Fall einen Vorteil.
das Spektakel geht weiter – die außerirdische Headwall
Extrem ausgesetzt gehts weiter um mittels Pendler zum Stand zu kommen. Danach gings gleich wieder horizontal los um weiter durch ein Tafoniloch in einen angsterregenden Körperriss zu gelangen.
steil, anspruchsvoll und ausgesetzt – und das ganze mit suuuper Hakenabständen 🙂
Nachdem dieser bewältigt war, gingen wir ca. 80m flach nach hinten, um die Headwall zu begutachten. Diese Länge sprengte dann schon wieder alle Vorstellungen: die Wand ist einfach nur außerirdisch, steil und mit irren Formationen gespickt.
steiles Finale – Manuel ist in dieser Länge bereits das dritte mal in der Horizontalen!
Die Hakenabstände sind für Vor als auch für den Nachsteiger sehr fordernd. Stürzen ist hier für beide absolut tabu! Gott sei dank macht die Kletterei so viel Spaß, dass das einem nicht so auffällt.
spektakuläres Abseilen über diesen genialen Pfeiler
Alleine in dieser Länge befindet man sich 3x in der horizontalen Lage! Einfach nur IRRE! Wir seilten danach mit einem breiten Grinsen über die Tour ab, um unsere verdiente Abkühlung im Bach zu genießen.
Bettina in der tollen ersten Länge der „U Compulu“
Den Tag und diese Tour(en) werde ich wohl nicht mehr vergessen. Es war sicher nicht der letzte Besuch an der Punta Rossa. Am letzten Tag spürte ich dann meine Schultern schon ein bischen.
ein letztes mal Tafoni´s – jetzt heissts Abschied nehmen 🙁
Deshalb fiel die Wahl auf eine eher gemütliche Tour mit kurzem Zustieg – die „U Compulu“. Dieser Anstieg stellte sich dann aber doch noch als recht anspruchsvoll heraus.
danke an alle für diesen tollen Urlaub!
Schließlich ist hier für die Absicherung schon selbst zu sorgen, und der lange Vortag tat auch sein übriges dazu. Alles in allem wars wieder ein genialer Kletterurlaub (so wie alle bisherigen Korsikaaufenthalte) mit vielen lässigen Leuten.
wir hams leider nicht aufs Gruppenfoto geschafft
Es hat trotz des ganzen Organisationsstresses viel Spaß gemacht. Ich möchte mich auf diesem Wege noch kurz bei allen Beteiligten für diesen schönen Urlaub bedanken!
Fotos:
Amandulina (mit Bettina und Dominik)
Candella di l´Oro (mit Ruth, Ewa und Werner)
Aqua di Rocca (mit Werner)
Chanson de pres verts (mit Manuel)
Tafonissimo (mit Manuel)
Le Vent du Silence (mit Dominik)
Super Picsou Geant (mit Ruth)
Arete de Zonza Integral (mit Stefan)
Seperate Tafonissimo (mit Stefan)
La celebration du lezard (mit Manuel)
Esperanza (mit Manuel)
U Compulu (mit Bettina)
Desktop Hintergrundbild „Punta di Capineru“ (klick drauf für Originalgröße)
6 Kommentare
Flo · 20. Juni 2010 um 23:02
coole Fotos, lässiger Bericht wie immer 🙂 lg flo
Rosi · 21. Juni 2010 um 9:53
na, habts ihr euer grinsen schon aus dem gesicht bekommen?? 😀
stef · 21. Juni 2010 um 12:10
schon wieder ein liliputaner-kamin für den ich zu groß bin 😀
peter · 21. Juni 2010 um 12:37
jo stef – immer des gleiche mit dir 😉
Jürgen · 25. Juni 2010 um 20:59
Geiler Fels, noch geilere Fotos
hubsn · 25. Juni 2010 um 21:31
Super Fotos, cool find ich es, dass es euch in den Süden trieb, aber wir „Eisbären“ um diese Zeit mit den Ski am Glockner unterwegs waren