Kreuz und quär im 2011är

Veröffentlicht von peter am

2011 sollte große Änderungen mit sich bringen. Für Ruth und mich stand der Umzug von Wien nach Nordtirol an. Davor, danach und auch zwischendrin gelangen mir ein paar tolle Touren… Im Frühjahr stand wie immer der obligate Besuch am Gardasee an, den ich heuer wieder mit Dominik (wie letztes Jahr auch) unternehmen durfte. Es hat uns viel Spaß gemacht, und wir haben auch wieder ein paar sehr schöne Touren gefunden (bzw. empfohlen bekommen). Besonders hervorzuheben sind hier sicherlich die Il Cammino degli Eternauti.


grenzgenialer Granit im Val Daone

Dabei handelt es sich um eine 200m hohe, südseitig ausgerichtete Tour im Val Daone. Es ist zwar nicht wirklich bei Arco (ca. 1 Autostunde entfernt), allerdings bekommt man hier sehr abgefahrenen Granit unter die Finger: Chickenheads, Chickenheads und nochmal Chickenheads – ein absoluter Felstraum!


besser gehts nicht!


da heissts schon zupacken 🙂

Mein persönliches Highlight war allerdings die „Entdeckung“ der Tour namens „Via Giovanni Segantini“. Dies ist eine relativ neue Tour (2008) am Monte Colodri. Der Fels ist anhaltend steil, die Kletterei wunderschön und auch nicht anspruchslos.


Dominik in der „Via Giovanni Segantini“ am Monte Colodri / Arco

Und das alles bei bester Absicherung! Man sollte allerdings schon halbwegs fit sein, um diese Tour genießen zu können – sie bleibt bis zum Schluss recht anstrengend und technisch anspruchsvoll. Ich durfte an diesem Tag komplett durchführen, und mir gelang eine Onsightbegehung.


anhaltend zackig – und das bei bester Felsqualität in der „Giovanni“

Der obligate Besuch in der Schlucht von Paklenica durfte natürlich heuer auch nicht fehlen. Ein Höhepunkt war für mich sicher die Onsightbegehung der 7b Länge in der Vila Velebita (meine erste 7b onsight).


Manuel im Finish der 7b Grottenlänge der „Vila Velebita“

Hier klettert man eine Grotte entlang ins Freie. Tags drauf erlebte ich fast mein persönliches Waterloo, als ich die wunderschöne Schlüssellänge der recht weit gesicherten Mjesecina (7b) fast nicht raufkam. Der Nervenkitzel wurde aber belohnt, und wenigstens konnte ich mir ein Onsight der 50m langen 6c+ Länge in der Mjesecina sichern. Diese ist mit 9 Bolts abgesichert, und man muss schon etwas überm Haken klettern… aber nichts desto trotz eine absolute Traumtour. Am letzten Tag machte ich noch mit Dominik die Big Wall Speed Climbing Tour. Diesen 220m langen Felstraum versuchten wir recht zügig zu klettern, um eine Vorstellung zu bekommen, was die Jungs und Mädels hier beim Bewerb so leisten. Ich kannte die Tour nicht, und war auch schon recht müde von den Touren an den Tagen zuvor. Die Finger waren schon ziemlich durch und die Muskeln müde. Trotzdem gaben wir alles und konnten die Tour in 1h 23min klettern (leider kein Onsight – in der 45m langen Schlüssellänge machte ich einen 6m Abflug in der Crux). Zum Vergleich: Beim Big Climbing Speed Kletter Bewerb liegt der Rekord bei ca. 26min (kein synchrones Klettern erlaubt, und jede Express muss eingehängt werden!). Dann stand bald fest, dass ich mit Ruth wieder zurück nach Tirol ziehen würde. Somit kletterte ich noch ein paar mal in Niederösterreich ein paar schöne Touren: die schöne „Absurdistan“ 7a (onsight),


Schüler und Lehrer – ich mit Flo in der Absurdistan in der Blechmauer / Höllental

den lässigen „Talwächter“ 7a (wieder kein Rotpunkt…), die nicht so schöne „Herrgottsloata“ 7a+ und die zwei total schönen Touren „Die Spanischen Bären“ 7a (rotpunkt) und „die Feuer Midgards“ 6c (rotpunkt).


Flo im Talwächter (7a)


Bettina in der „Spanischen Bären“ (7a)

Dann kam der große Umzug. Ruth opferte ihren gesammten Urlaub, und machte in Wien alles klar Schiff (mit toller Unterstützung von vielen Freunden). Flo leihte mir seinen VW Bus für ein Wochenende und Ruths Papa kam mit ihrem Onkel in einem VW Sprinter nach Wien. Somit schafften wir es so gut wie alles in einem Wochenende nach Nordtirol zu übersiedeln. Danach startete Ruth mit ihrer Arbeit und ich hatte Urlaub. Das schlechte Wetter nutzte ich mit meinem Onkel Anda um eine Eckbank für unsere Wohnung zu tischlern. Es war bzw. ist viel Arbeit die Wohnung halbwegs auf Vordermann zu bringen, aber jetzt ist das gröbste geschafft. Als Einstandstour in Nordtirol sollte es gemeinsam mit Stefan in den Wilden Kaiser gehen.


Stefan in der Fleischbank SO-Verschneidung

Hier hatte ich noch eine Tour im Hinterkopf: die Fleischbank SO-Verschneidung. Eine Tour aus dem Jahre 1944, in welcher die ersten Bohrhaken im Kaiser gesetzt wurden. Die Linienführung ist logisch (also viele Verschneidungen) und der Fels mit Ausnahme der ersten Länge überraschend schön für so einen Klassiker.


spektakuläres Ambiente im Wilden Kaiser


die berühmte Verschneidung – hier gerade in der Crux (7+)


auch die leichteren Längen sind nicht geschenkt – hier in einer 7- / 7

Wirklich: es dominiert bombenfeste Kalkkletterei, die mit vielen Schlaghaken und ein paar wenigen Bohrhaken abgesichert ist. Die Schlüssellänge war von ganz eigenartiger (aber sehr cooler) Art: ein offwith Riss, der so groß ist, dass man sich raufwuzeln muss. Links und rechts ist er auf ein paar Meter fast blank und hat einen faustbreiten Riss im Grund.


die Schlüssellänge – hier braucht man Techniken, die sonst nie Anwendung finden

Ich konnte die ganze Tour im Onsight klettern! Ein tolles Erlebnis mit Stefan! Als nächstes stand eine woche Urlaub mit Alfred an. Geplant war in die Schweiz zu fahren, was wir auch machten. Nur das Wetter spielte nicht ganz so mit. Ziel Nr. 1 waren die berühmt, berüchtigten Wendenstöcke. Doch zuvor machten wir eine tolle Eingehtour namens „Pulsar“ im Melchtal.


Alfred in der tollen Pulsar im Schweizer Melchtal


super Kletterei und eine Menge Spaß hatten wir in der „Aufwärmtour“

Diese Tour wird nach oben hin immer besser und ist auch klettergartenmäßig abgesichert. Ein perfekter Einstieg. Danach gings weiter in die Wendenstöcke. Unser Wunschziel war die Millenium, in welche wir am ersten Tag auch einstiegen.


Alfred in den Zustiegslängen der Millenium

Der Zustieg ist relativ weit (2h), aber nicht sooo grausig wie bei anderen Wendentouren. Ich hatte an diesem Tag mit Magenkrämpfen zu kämpfen und fühlte mich überhaupt nicht wohl. Nichts desto trotz: die Tour ist ein Wahnsinn: Der Fels ist unglaublich kompakt.


gleich kommt ein sehr harter Boulder (mit 7a+ sicherlich nicht unterbewertet)

Da die Tour in den meisten Längen mindestens einen halben Grat unterbewertet ist, gestaltete sich die Kletterei sehr Zeit und Nevenraubend. Leider führte die Tour nach einem Drittel in einen Wasserfall und wir mussten abbrechen.


kompatktester Fels in der Millenium

Tags drauf war das Wetter besser und die Motivation war auch wieder da. Wir suchten uns die für Wendenverhältnisse sehr gut gesicherte „Patent Ochsner“ aus. Erwähnenswert ist hier sicher auch der Zu bzw. Abstieg: es geht 1h 40min sehr steil bergauf, wo die letzten 300hm über äußerst steile Grasschrofen führen.


i loooove rock 🙂

Bei Gewitter wäre ein Ausrutscher im Abstieg hier vielleicht der letzte, bzw. würde sicher unangenehm ausgehn. Die Wand selber ist wieder unglaublich: kompaktester Fels – kein lockerer Stein, steilere Kletterei als man von unten vermuten würde und trotzdem auch nicht unspannend eingebohrt.


Alfred startet in die „Patent Ochsner“


als harte Nuss stellte sich die zweite Länge heraus (6c+) – ich konnte sie onsight klettern

Mit 7a ist die Tour sicherlich auch unterbewertet (eher 7a+ / 7b bei einer Rotpunktbegehung… meine Meinung). Diese Tour war mein bisheriges Highlight im 2011er Jahr, wennauch ich sie nicht punkten konnte!


steil und anstrengend – dafür hat man megakompakten Fels unter den Fingern!


wir kämpften mit letzten Reserven!

Ganz im Gegenteil – wir mussten ordentlich kämpfen, um rauf zu kommen.


das Wetter wurde wieder schlechter

Durch Wetterverschlechterung gings ab nach Frankreich in ein für mich neues Gebiet – das Vercourgebirge. Alfred war hier schon öfters und wusste um die tollen Felsen. Für uns wars herrlich: endlich hatten wir es warm, und mussten nicht um 5 aufstehn. Am ersten Vormittag regnete es noch, und somit beschlossen wir uns die Grotte de Choranche (eine Schauhöhle) anzuschaun.


Flucht unter die Erde – hier in der Schauhöhle

Dabei handelt es sich um eine Höhle mit (lt. Alfred – er ist ein alter Höhlenforscher) einzigartigen Gebilden: zu tausenden hängen 4mm dicke bis zu 2,5 / 3m lange Röhrchen von der Decke. Ich war sehr beeindruckt. Direkt danach gings zum Fels: wir suchten uns die „Les Vis de la Facilite“ aus, und schauten uns nur die Bewertung an. Leider übersahen wir die französische Bewertung, die den Gesamtanspruch bewertet. Mit ED+ hatten wir hier eine Tour recht weit oben in der Skala erwischt.


Alfred in der sehr harten „Les Vis de la Facilite“


und technisch auch nicht so ohne…

Dementsprechend gestaltete sich auch die Absicherung / Bewertung: ziemlich hart bewertet, überraschend steil, brutal anhaltend und technisch äußerst knifflig war die Tour doch etwas zu anspruchsvoll für uns.


traumhafte Kulisse

Doch trotzdem: ein absoluter Traum. Für die nächste Tour waren wir also vorgewarnt: Wir kletterten noch die absolut tolle „Un doigt de passion“ (onsight) und die eher durchschnittliche „Intermede pour carlos“ bevor der schöne, aber sehr anstrengende Urlaub zu Ende ging.


geil, geil, geil – un doigt de passion


Slacklinen auf unserem Campingplatz


das Vercourgebirge ist auf jeden Fall einen Besuch wert!


ein super Urlaub – danke Alfred!!

Wie warscheinlich viele wissen, ist mein absolutes Lieblingsgebiet die Dolomiten. Zu meinem 27. Geburtstag bildete ich mit Martin eine Seilschaft und durchstieg die grenzgeniale „Anton aus Tirol“ am Grödner Joch.


mit Martin unter der „Mur Orientale de Pisciadu“


Martin in der sehr steilen 7b Länge

Eine absoluter Felstraum, der aber trotz der Bohrhakenabsicherung recht anspruchsvoll ist (Friends empfehlenswert!).


italienische Seilschaft in der danebenliegenden „Oro e carbone“


Martin in der 50m langen 7a Länge… da ist schon gute Ausdauer gefragt!


eine Tour, die ein Lächeln ins Gesicht zaubert!

Danach begann wieder der Ernst des Lebens, und auch ich durfte in meiner neuen Arbeit anfangen. Ich wurde sehr herzlich von allen Kollegen aufgenommen und mir taugt mein neues Umfeld wirklich volle! Beim Sportklettern konnte ich in letzter Zeit auch recht schnell mehrere 7b´s rotpunkt und im Flash klettern. Was soll i sagen: mir taugts 🙂 I wünsch euch allen einen schönen und Unfallfreien Sommer in der schönen Bergwelt – vielleicht geht sich die eine oder andere gemeinsame Tour aus!

Fotos Arco:
Il Cammino degli Eternauti
Pagliaccio Ridi
Via Giovanni Segantini

Fotos Paklenica:
Trik & Brid za veliki cekic
Vila Velebita
Mjesecina
Big Wall Speed Climbing

Fotos Nordtirol:
Fleischbank SO-Verschneidung

Fotos Schweiz:
Pulsar
Millenium (Abbruch)
Patent Ochsner (GEIILLLL!)

Fotos Vercour:
Les Vis de la Facilite
Un doigt de passion
Intermede pour Carlos

Fotos Dolomiten:
Anton aus Tirol


4 Kommentare

dominik · 20. Juli 2011 um 8:29

nice peter!
super story und schöne bilder 🙂
alles gute bis zur nächsten tour in holy tiroly!!

Lukas · 20. Juli 2011 um 10:54

Ich bin sprachlos…. wahnsinns touren peter,flo,alfred,bettina und ruth!!! besonders die routen bei arco 😀 Starke onsight leistung 😉

FLO · 20. Juli 2011 um 11:45

… jetzt bist wieder in Tirol – aber die ein oder andere Tour schaut da sicher wieder raus. Bis bald und alles alles Gute für den „Neustart“. – Geile Bilder, eh wie immer *g* lg Flo 😎

peter · 20. Juli 2011 um 14:57

hi peter,super Fotos und ganz schön fit bist du.gratuliere Pass auf dich auf. lg peter

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