Nachdem ich 2011 mit Alfred schon einen ersten Versuch unternommen hatte dieser Traumtour einer Begehung abzuringen, die leider im Wasserfall in der Wand endete, schwirrte mir diese offene Rechnung noch lange im Kopf rum. Ich rechnete gar nicht mehr mit einer Chance, aber dann kam alles anders… Ich buchte das Wochenende aus Versehen doppelt (tut mir wirklich leid!! – so was ist mir noch nie passiert!)… das war mir sehr unangenehm! Nach Rücksprache mit Ruth und Daniel (danke für euer Verständnis!) fuhr ich schließlich mit Flo Richtung Schweiz. Wir hatten heuer schon einige super Touren in den Dolomiten gemacht, wollten aber mal was anderes sehen. Da ich im Hinterkopf immer noch die offene Rechnung mit der Millenium hatte, war unser Ziel definiert. Um 05:00 Uhr war Tagwache.

Biwakplatz ca. 40min vor der Wand

Denn ich wusste bereits: der Zustieg ist lang &  steil. Außerdem wollen die 500m der Tour ehrlich erklettert werden – „raufrennen“ läuft hier nicht! Und dann ist noch der Abstieg der im Dunkeln sicher nicht so lustig wäre… Also blieb nichts anderes übrig als dementsprechend früh zu starten.

der „Trashpfeiler“ – was für ein Gerät!!


Steinböckli

Nachdem wir die ehrlich angegebenen 2h Zustieg hinter uns gebracht hatten, trafen wir auf einige sehr neugierige Steinböcke. Florian kletterte zwischen ihnen die erste Seillänge (4-) rauf.

perfekte Wasserrillen

Da ich die ersten Längen noch kannte, konnten wir etwas Gas geben. Anfangs ist die Kletterei noch nicht schwer und man kann Meter machen. Aber ab der ersten 6c Länge wirds zackig: Seillänge um Seillänge muss ehrlich geklettert werden.

jetzt gehts richtig los

unmittelbar vor der 7a+ Boulderstelle

ein perfekter Tag in traumhafter Landschaft

Die Absicherung ist zwar sehr gut, aber dennoch liegen die Schlüsselstellen meist zwischen den Haken. 6c ist bei dieser Tour schon obligat und auch sehr anhaltend zu klettern.

festhalten ist angesagt 🙂

geniale Kletterei auf ganzer Linie

ohne Worte!

Für die Mühen werden wir aber belohnt: wir sind die ersten und können diesen wahrgewordenen Traum im perfekten Hochgebirgskalk genießen! Jede Seillänge ist etwas Besonderes.

eine wahnsinns Länge – besser gehts einfach nicht!

Henkel schauen anders aus…

technische, zeitraubend, aber auch wunderschöne Kletterei

eine gewisse Fingerkraft ist sicher nicht von Nachteil… sowie auch eine gute Fußtechnik

Daumen hoch!

Nach einigen Längen kamen wir müde am Band unterhalb der steilen Längen an, wo wir mal eine verdiente Pause machten. Eine kleine Stärkung hatten wir uns wohl verdient. Natürlich genossen wir auch das Panorama mit Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau.

wie aus einer Form gegossen

wir gewinnen an Höhe

die Arschbacken werden zusammen gekniffen 🙂

Pause muss auch sein!

Danach gings ab in die steilen Längen. Leider verkletterte ich mich gleich ein paar Meter nach dem Band und legte einen Flug hin. Flo gab mir geistesgegenwärtig etwas Seil, damit ich nicht mit den Beinen gegen eine Dachkante flog. Leider verknöchelte ich mich dabei etwas. Der Schmerz war aber nicht so schlim und ich kletterte weiter. Die Luft war in dieser Länge etwas draußen. So tickte ich alle Griffe, damit wenigstens Flo sie sturzfrei klettern konnte, was er auch prompt machte.

in der supersteilen Dachlänge nach dem Band

Die darauffolgende Länge war wie der Rest der Tour auch: einfach unglaublich schön und arg vom Wasser zerfressen.

jede Seillänge verdient 6 von 5 Schönheitssterne!

Anschließend kam die Schlüssellänge der Tour. Eine kurze aber knackige 7b Länge. Da ich sowieso nicht mehr sturzfrei unterwegs war, stieg ich vor, checkte alle Züge aus und tickte alle notwendigen Griffe. Ich erklärte Flo meine Lösung und feuerte ihn anschließend an.

Flo in der supergeilen Schlüssellänge, die er sturzfrei klettern konnte!!!

Am letzten Ast konnte er auch diese geniale und doch etwas dynamische und sehr steile Länge sturzfrei klettern!!! Superstarke Leistung!! Danach gings noch eine Länge durch abartig perfekten, rauhen und genialen Edelkalk eine Länge rauf.

Henkelparade

Wir entschlossen uns die letzten zwei leichten Längen auszulassen und seilten dann anschließend sehr schnell ab (45min für knapp 500m).

yeahhh – the team

Nachdem wir alles gepackt hatten, seilten wir dann noch über die Spasspartou ab und marschierten mit Bopp und Aga, die wir am Wandfuß kennen lernten, zurück Richtung Parkplatz. Müde und zufrieden kochten wir uns noch was zu essen und machten uns einen Plan für den nächsten Tag. Ich wusste wie toll die „Patent Ochsner“ ist, und laut Kletterführer sollte die danebenliegende Sternschnuppe einen ähnlichen Charakter haben. Wir hatten wieder um 05:00 Uhr Tagwache und marschierten mit zwei sehr lässigen Schweizern zum Einstieg rauf. Auch diese Tour war wieder ein Traum!

Flo in SL2 der obergenialen „Sternschnuppe“ am Pfaffenhut

perfekte Kletterei in perfektem Fels

Flo startet in die erste Schlüssellänge

kompakter gehts wohl nicht mehr…

genialstes Klettermaterial

Flo in der wohl schönsten 6a+ meines Kletterdaseins!

die überschüssige Energie muss raus – Flo the Flagman

technisch anspruchsvoll und trotzem auch recht pumpig

Dominik in der genialen Schlüssellänge der „Patent Ochsner“

ein Traum – die letzten Meter der zweiten Schlüssellänge

Einfach perfekte Kletterei in grandiosen Hochgebirgskalk bei etwas weiterer Absicherung bestimmten die Tour. Hier hatten wir noch einen perfekten Tag, bevor wir abseilten und anschließend abstiegen und Richtung Heimat fuhren. Somit konnte ich alle Touren, in denen ich 2011 abblitzte 2012 durchsteigen. Dazu zählen die „Geo“ an den Meisulestürmen (Grödnerjoch), die „Quattro giorni e un estate“ an der Pordoispitze (Sellapass) und die „Millenium“ an den Wendenstöcken. Alle drei Touren haben mir viel Spaß gemacht und sind wirkliche Perlen! Danke an alle meine Seilpartner an dieser Stelle! Es macht einfach viel Spaß mit euch klettern zu gehen! Klettern mit den richtigen Leuten ist wie das Salz in der Suppe: das eine ohne das andere wäre zu wenig, aber zusammen ists einfach perfekt!

Fotos Millenium
Fotos Sternschnuppe