Moulin Rouge

Veröffentlicht von peter am

Moulin Rouge ist nicht nur eine Show oder ein Musical oder ein Film. In der spektakulären SW Wand der Rotwand im Rosengarten (Dolomiten) hat Christoph Hainz 2002 eine grandiose Tour erstbegangen, die auch diesen Namen trägt. Schon seit geraumer Zeit stehen Touren von Christoph auf meiner Wunschliste. Irgendwann erzählte ich Florian von dieser Tour, der gleich Feuer und Flamme war. Ein äußerst schneearmer Winter 2011 / 2012 in den Dolomiten ließ den verbleibenden Schnee schnell schmelzen. Ein Blick in Webcam zeigte, dass wir quasi trockenen Fußes zur Wand kommen konnten. Doch zuerst trafen wir uns in Toblach und kletterten uns am ersten gemeinsamen Klettertag an der Tofana etwas ein.


Florian hoch oben am dritten Tofana Südwandpfeiler

Die auserwählte Tour war eine von Massimo Da Pozzo – die „Compagni di Merenda“. Die Schlüssellänge war mit 7b – 7b obligat angegeben. Ich hatte schon einiges von dieser Tour gehört (dynamische Züge weit überm Haken, etc.), aber wir wollten es selber wissen. Und es ging uns besser als gedacht.


in der Schlüssellänge (7b) der „Compagni di Merenda“


yeahhh – onsight!

Ich konnte die Tour onsight klettern und Florian hatte nur einen Sitzer. Nach diesem Tag gings weiter zum Karerpass. Die Rotwand leuchtete in der Abendsonne. Als wir diese Wand das erste mal in natura sahen, stieg unsere Motivation und Vorfreude ins Unermessliche.


die spektakuläre Rotwand


Abendstimmung am Karerpass

Sie ist einfach speaktakulär und zieht alle Blicke magisch an! Am nächsten Tag standen wir um 07:00 Uhr auf und starteten ca. um 08:15Uhr vom Auto. Da Nebensaison war (Mai), war kein Lift in Betrieb und unser Zustieg verlängerte sich von einer auf zwei Stunden. Das war uns aber egal – wir waren hoch motiviert!


unter der Wand

Dann standen wir unter dem steilen Gemäuer! Uns erwartete ein Abenteuer: 400Hm – ausschließlich mit Schlaghaken abgesichert und mit Schwierigkeiten bis zum unteren neunten Grad, gepaart mit teils splittrigem Fels und vielen steilen Metern. Die erste Länge war wie immer 8- (unabhängig vom Schwierigkeitsgrad 😀 ).


los geht – wie immer ist die erste Länge etwas härter

Danach kamen wir langsam in die Gänge. Die ersten drei Seillängen sind nicht besonders schwer (bis 7-), dafür umso länger (generell sind alle Längen in der Moulin Rouge lang) und sehr alpin abgesichert.


die steile zweite Seillänge

Man hat immer wieder weitere Runouts zu klettern, die nicht wirklich abgesichert werden können (und auch nicht immer über kompakten Fels verlaufen). Alles in allem waren auch die leichteren Längen recht zeitraubend, da wir nicht einfach „rauf laufen“ konnten.


zwar nur 7- aber oho!

Unsere Köpfe stellten sich langsam auf das kommende ein. Dann kam die erste schwere Länge. Florian war mit Vorsteigen an der Reihe. Hier musste er schon etwas auf die Seilreibung aufpassen. Einmal rutschte ihm der Fuß weg, was meinen Puls als Sicherer schon etwas in die Höhe trieb.


Florian in der ersten und splittrigen 8er Länge


ein typischer (Hänge)Stand in der Moulin Rouge

Der Rest der Länge verlief reibungslos. Somit konnte Flo diese erste Schlüssellänge onsight klettern. Ich folgte konzentriert und zügig. Etwas gepumpt kam ich am Stand an.


steile und anhaltende Kletterei


hier heissts dranbleiben

Die Sonne drehte sich langsam in die Wand. Dann kam die 40m lange Schlüssellänge, die mit 9- bewertet ist. Nach kurzer Pause und einer Kleinigkeit zu essen gings für mich los. Bewaffnet mit allem (16 Expressschlingen und einem Satz Friends) startete ich.


die Schlüssellänge


Florian feuerte mich immer an

Die Kletterei ist auch hier der absolute Hammer: leicht überhängende Kletterei an Leisten und Löchern führt bis unter ein Dach. Ab und zu konnte ich sogar einen wirklich 100%igen Friend versenken, und die Absicherung mit Schlaghaken etwas aufbessern.


anhaltende Kletterei, die nach oben hin immer schwieriger wird


Rastposition unterm Dach

Unter diesem Dach konnte ich gut rasten. Danach gings richtig los! Nach einer anstrengenden Schleife sah ich, dass sich in ein paar Metern die Wand etwas zurück lehnte. Das war mein Ziel! Doch kurz davor kam ich irgendwie falsch in die Griffabfolge rein.


Flucht nach vorne

Ich war nur noch ein paar Züge davor die Länge zu schaffen, doch mein Oberkörper begann sich schon nach hinten zu kippen. Ich biss nochmal die Zähne zusammen und betrieb die Flucht nach vorne / oben. Ich war sehr kurz davor aus der Wand zu fliegen. Doch Florian feuerte mich immer lautstark an. Immer wieder blieben Wanderer am Weg unten stehen, und schauten uns zu… doch das war mir alles in diesem Moment egal. Ich war in meinem Mikrokosmos dieser wenigen Züge, und meinen gleich von alleine aufgehenden Unterarmen. Doch dann erreichte ich die rettende Griffe und die etwas flacher werdende Wand. Ich schrie meine Freude so laut raus, wie ich nur konnte!!! YES – meine erste 9- onsight. Und das in so einer Wand – ich war superglücklich (und gepumpt). Die letzten Meter zum Stand waren nicht mehr so schwierig. Aber was dann Flo machte, war fast noch besser. Er kletterte diese Länge mit Rucksack sturzfrei nach.


Yeees – Flo knackt die Schlüssellänge!

Bis dato ist er noch nie so schwer geklettert! Das liegt aber nicht daran, dass die Länge so überbewertet war. Wir hatten beide einfach den richtigen Tag und einen super Lauf. Danach stieg Flo gleich eine sehr anspruchsvolle Länge im 7. Grad vor (war sehr hart bewertet – könnte auch 7+ sein).


anspruchsvoll gehts weiter – Flo klettert einige Runouts


ein Genuß im Nachstieg!


super Kletterei!

Hier war ein zusätzliches Absichern quasi nur mit Hammer und Haken möglich (was wir nicht mit dabei hatten). Somit kletterte Flo mehrere Passagen mit großen Runouts über den letzten Schlaghaken. Er war supersouverän unterwegs. Wir hatten unsere Daunenjacken dabei, die wir immer am Stand und ich auch in manchen Längen anhatten. Damit blieben wir warm. Diese Taktik zahlte sich um diese Jahreszeit wirklich aus. Nach einer weiteren 6+ Länge steilte sich die Wand wieder mehr auf. Eine superschöne 7+ Länge führte unter das letzte Bollwerk.


steil und geil – Flo hier in der obersten 7+ Länge


einfach nur geil


wunderschöne Kletterei


gleich ists geschafft

Zu guter Letzt heissts hier noch mal: 35m 8+ 16 Expressschlingen und ein Satz Friends. Ich querte unter das Dach und schaute mir die Griffabfolge an. Der Fels war hier teilweise etwas splittrig.


die obere Schlüssellänge 8+


aufe muas i =)

Als ich übers Dach kletterte, machte sich der lange Tag schon bemerkbar: meine Oberarme fingen an zu krampfen. Ich dachte laut: nicht jetzt!


gleich ists geschafft!


Standplatz

Flo feuerte mich weiter an und somit konnte ich wirklich auch diese letzte Schlüssellänge im onsight absolvieren. Flo folgte zügig. Als ich schon dachte, dass er es hat, spannte sich das Seil und Flo machte einen kleinen Abflug.


steil und ausgesetzt ists hier


elegante Kletterei

Der Untergriff trat den langen Weg Richtung Wandfuß an. Verdammt… sein rotpunkt war leider dahin. Egal – wir waren superfroh darüber, wie es bisher gelaufen war. Nach einer kurzen und leichten Länge standen wir unter der steilen Ausstiegslänge, welche zwar nur mit 6+ angegeben ist, aber trotzdem nochmal vollen Einsatz verlangte. Müde und überglücklich stiegen wir ein paar Meter unterm Gipfel aus der Wand aus.


yeaahhhh – geschafft!!!


der Gipfelbucheintrag


wieder unter der Wand – es war großartig!

Ein Traum ging für uns beide in Erfüllung! Diese Tour verlangt uns einiges ab, gab uns aber umso mehr zurück. Nach einer Gipfelpause gings über den stahlseilversicherten Nordgrat wieder zurück zum Wandfuß und weiter ins Tal. Diese Begehung feierten wir bei einer Pizza mit Aperol Spriz und den einen oder anderen Radler. Am nächsten Tag kletterten wir noch die schöne Tour namens „Sunrise Avenue“ unterm Grödner Joch. Wir waren beide supermüde und waren froh, als wir den Heimweg antreten konnten. Danke an dieser Stelle an Flo für deine immer positiven und anfeuernden Worte und deine positive Ausstrahlung. Es war einfach nur genial mit dir diese Tour machen zu dürfen!

Fotos Moulin Rouge


10 Kommentare

peter gasser · 24. Mai 2012 um 7:41

gratuliere zu der begehung, ist eine coole route.lg aus wien

Philipp kravanja · 24. Mai 2012 um 9:32

Großartige leistung Burschen! Freu mich für euch, dass euch so eine tolle Tour so gut gelungen ist. My deepest respect.

Grüße Philipp

Rosi · 24. Mai 2012 um 13:32

Schööön 🙂

lukas · 24. Mai 2012 um 15:23

großartige leistung am rande des menschenmöglichen, gratuliere!!!

Gerald · 24. Mai 2012 um 16:01

du geila sioch…
alpine 9- onsight in den Dolomiten, respekt! gratuliere! lg Gerald

peter · 24. Mai 2012 um 16:16

am rande des peters möglichen triffts wohl eher =) aber danke für die Blumen (liest sich warscheinlich auch dramatischer, als es in wirklichkeit ist).

lg peter

Peter · 25. Mai 2012 um 9:39

Gratulation! Tolle Leistung!

Flo (Thamer) · 26. Mai 2012 um 15:33

Spitzenmäßig!!! Gratulation!!! super Starke Leistung und extrem sauberer Still! Wirklich stark 🙂 🙂 🙂
lg der andere Flo 🙂

!!! SUPER !!!

Stefe · 28. Mai 2012 um 19:47

Phenomänal, ich bin zwar erst jetzt zum lesen dazugekommen aber die schwitzigen hände ließen nicht lange auf sich warten 😉

Unglaublich – gratulier euch!

esther · 31. Mai 2012 um 11:22

waaaaaaaaahnsiiiiinn!!!! und so hammer geile bilder!!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert