Ost & West

Veröffentlicht von peter am

In der letzten Zeit standen wieder ein paar Dolomitentouren auf dem Programm, außerdem war ich sogar mal wieder im Höllental unterwegs. Doch heuer wollte ich mal die Westalpen sehen, welche ich mit Andi in Angriff nahm. Naiv wie ich war, hatte ich mehr oder weniger für mich große Ziele vor, doch es sollte alles anders kommen als gedacht… Fast jedes Jahr unternehme ich an meinem Geburtstagswochenende die eine oder andere Tour. Wetterbedingt musste ich diesesmal leider mit kürzeren Touren vorlieb nehmen.


Anda macht Stand unterm „Schinderriss

Aber die „To Do“ Liste wird ja bekanntlich nicht kürzer, und somit waren auch schnell Ausweichziele gefunden. Schon länger hatte ich den „Schinderriss“ in den Lienzer Dolomiten im Auge. Anda sagte einmal beim Abseilen über den Riss: „Der wird mi nie sehn!“ Er hatte sich getäuscht 🙂


Anda im „Dimai Riss“ am Torre Grande in den Cinque Torri

In allerbestem Laserzkalk erklettert man hier einen 40m Körperriss. Schlussendlich war alles dann halb so wild wie gedacht und machte wirklich viel Spaß.


solo durch den Alpenrautekamin (280m 5-  +Westgrat) und weiter über den Westgrat zum Roten Turm

Am Tag drauf machten wir uns auf den Weg zu den Cinque Torri und kletterten hier den „Dimai Riss“ in der Ostwand des Torre Grande. Die geplante Woche mit Volker & Nicole in den Walliser Bergen fiel leider ins Wasser und ich konnte kurzfristig leider nur einen Seilpartner für einen Tag am Wochenende auftreiben.


solo durch die Südrampe des Roten Turms (ca 100m – eine Stelle 5)

Ein Ersatzprogramm war aber auch wieder schnell gefunden: Mehrere male beging ich schon den Alpenrautekamin, und diesesmal sollte es das erste mal sein, dass ich mich solo in eine so „schwierige“ Tour (4+ mit einer 5- Stelle) wagte.


mit Jakob durchstieg ich im Formintal die „Super Tegolina“ (7+) – eine tolle Tour!

Anfangs war ich noch recht nervös, was sich aber nach dem 3 Seillängen langen Einstiegsquergang legte. Somit durchstieg ich ohne Probleme und Zwischenfälle in aller Gemütlichkeit in 50min diese 280m Tour.


Jakob im zachn Einstiegsriss… war härter als erwartet 🙂

Angschließend machte ich mich auf zum Roten Turm. Hier gibt es die „Südrampe“, die ich auch schon länger mal machen wollte. Eine Genusstour mit einer 5er Stelle.


Jakob in der zweiten Seillänge der „Love my Dogs“ (6c) am Lastoni di Formin

In kurzer Zeit durchstieg ich diese schöne Tour, machte meinen Gipfeleintrag und genoss noch das eine oder andere Bier auf der Karlsbaderhütte. Die nächste Tour sollte mich ins Formintal führen. Mein Partner war Jakob Troger, ein junger und extrem starker Osttiroler.


geniale Leistenzieherei in einer 6a+ Länge

Hier kletterten wir die Super Tegolina, welche über äußerst festen Fels, bei bester Absicherung 300m auf das Hochplateau auf den Lastoni di Formin führt. Beim Abseilen über die Tour gab es dann einen heftigen Wolkenbruch… es hagelte sogar ordentlich.


abseilen über die Tour – rechts im Hintergrund der Monte Pelmo

Nass bis auf die Knochen, gings dann wieder zurück nach Lienz. Ein paar Tage später war ich wieder da, und wieder war Jakob mein Partner. Diesesmal bei gutem Wetter in einer Südwand, was das Klettern angenehm gestaltete.


auf der „Tofana Casteletto“ durchstiegen Stefan und ich die „La grande guerra“ (7)

Sehr begeistert kletterten wir hier die Tour „Love my Dogs“ – eine 6c+, die mit Bohrhaken ausgestattet ist und sehr abwechslungsreich 300Hm durch den teils gelben, aber festen Fels steil nach oben zieht.


Stefan in der zweiten Seillänge

Seillänge für Seillänge wird die Kletterei genialer und mir gelang sogar eine Onsightbegehung. Zwischendurch zeigte mir Jakob mal den kleinen, aber feinen Klettergarten am Iselsberg.


frisch is, oba die Kletterei is toll!

Hier kletterten wir tolle Risse und ich konnte Jakobs erste 8a (vom sicheren Boden aus) begutachten. Eine hammerharte Linie! Wieder zurück in Cortina ging ich mit Stefan an der Tofana Casteletto die schöne Tour namens „La grande guerra“ an.


Sella – Dominik und ich durchstiegen hier die „Brunsin“ eine geniale Tour von Adam Holzknecht

Ein Jahr zuvor machte ich die danebenliegende „Pacchia“ welche mir so gut gefallen hat, dass ich wieder kommen musste. Die „la grande guerra“ verläuft über tollen, schwarzen und äußerst festen Fels, ist aber leider nicht so schön wie ihr Nachbar.


Dominik in der anspruchsvollen zweiten Seillänge (6+) der Brunsin

Dennoch gelang uns beiden hier auch die Onsightbegehung. Das bisherige Dolomitenhighlight im Jahr 2009 machte ich am Tag danach mit Dominik am Grödner Joch. Hier durchstiegen wir die anspruchsvolle „Brunsin“.


bombenfester Fels hat hier das Sagen

Eine alpine und sehr anspruchsvolle Tour von Adam Holzknecht. Über bombenfesten Fels gehts hier 250m über Riss, Wand, Platten und sogar kleine Überhangpassagen mit Schwierigkeiten bis 6+ auf die „Meisules dalla Biesces“.


steile Plattenkletterei – für große Leute ists etwas leichter

Letztes Jahr machten wir hier die „Via Franz“ welche ähnlich anspruchsvoll weiter rechts in dieser Traumwand verläuft. Dann stand der Chamonixtrip mit Andi an. Als wir in Frankreich ankamen, hatte es einen halben Meter Neuschnee auf der Aiguilles du Midi.


„Aiguilles du Midi“ – hier gehts per Seilbahn auf 3800m Seehöhe rauf

Somit waren wir zu einem Tag Sportklettern verdammt. Am darauffolgenden Tag fuhren wir dann mit der Seilbahn um 2700Hm höher auf die Bergstation der „Aiguilles du Midi“ welche auf ca. 3800m Seehöhe liegt.


der Cosmiquepfeiler – Andi und ich durchstiegen hier die schöne „Rebuffat“

In der geplanten Tour waren schon einige Seilschaften unterwegs, weshalb wir kurzfristig auf die „Rebuffat“ am Cosmiquepfeiler umdisponierten. Hier kletterten wir die ersten zwei Seillängen mit Bergschuhen, Steigeisen und Handschuhen, weil noch einiges an Schnee lag.


Zustieg über den Gletscher – im Hintergrund links die berühmte „Grandes Jorasses“

Danach wechselten wir auf die Kletterschuhe. Andi ging mit Schlüssellänge (frei eine 6a+ Dachpassage) mit seinem schweren Rucksack an, und musste nach einigen Versuchen die Stelle A0 machen.


steil gehts Richtung Einstieg

Mir gings im Nachstieg nichts besser: große Griffe, keine Tritte und mit schwerem Rucksack bepackt, pumpten sich meine Unterarme auf dieser Mehreshöhe extrem schnell auf.


Andi unmittelbar vor der Crux, die wir beide 5+ A0 machen

Nach 2 Versuchen machte ich keine Faxen und zog mich A0 drüber. Danach gings genußvoll über Chamonixtypischen goldbraunen Granit über Platten und Wandpassagen zum Ausstieg am Cosmiquepfeiler.


Andi hoch oben am Cosmiquepfeiler

Andi spürte hier schon stark die Höhe. Er taumelte, hatte Kopfschmerzen und ihm war schlecht. Deshalb entschlossen wir uns für den leichteren Weg des Cosmiquegrates runter auf den Gletscher.


die „Aiguilles du Midi“ Bergstation auf 3800m Seehöhe – rechts die Südwand

Hier fiel Andi plötzlich vor mir auf die Knie und begann sich zu übergeben. Jetzt war mir klar: es ist höchste Eisenbahn! Er wollte noch auf die Cosmiquehütte gehen, um was zu trinken.


Kletterer in der „Rebuffat“ an der „Aiguilles du Midi“ Südwand – angeblich die schönste Tour der Welt

Ich bestand jedoch darauf sofort zur Seilbahn zu gehen, um so schnell wie möglich ins Tal zu kommen. Hier mussten wir noch einen ausgesetzten Schneegrat begehen. Ein Ausrutscher würde hier fatal 1200m weiter talwärts enden.


perfekter Granit am Cosmiquepfeiler

Wir gingen ohne Seil, da ein vernünftiges sichern hier nicht möglich wäre. Endlich in der Seilbahn Richtung Tal, konnte ich wieder etwas aufatmen und war wieder beruhigt. Andi meinte nur noch: „I glab i muas kotzen!“ und er glaubte es nicht nur, er machte es auch – in eine vollbesetzte Gondel 🙂


Andi am Ausstieg angelangt – ein wahnsinns Ambiente!!

Am nächsten Tag war wieder Sonne gemeldet, es regnete aber trotzdem bis 10:00 Uhr am Vormittag. Danach riss es auf, was uns auf ein kleine Tour in der Aiguielles Rouge ausweichen lies. Andi gings schon wieder recht gut.


Anspruchsvolle Plattenkletterei (4 Bohrhaken auf 30m – 7+) in einer Tour von Michel Piola

In der Voie Frison-Roche – die durch eine 200m Wand führt, waren viele Leute unterwegs und Stehzeiten waren vorprogrammiert. Vor uns kletterten 3 absolut chaotische Franzosen. Einer davon war eingraucht, was er ziehmlich lustig fand.


Mont Blanc Panorama – klick aufs Foto für Originalgröße

Nachdem die Seilzweite alle Zwischensicherungen aushing (auch bei Quergängen), und sie es trotz gutgemeinter Info von Andi weiterhin machte, geschah, was geschehen musste: Bei einem Quergang haute es den eingrauchten Franzosen,


Ruth in der „Nix für Suderer“ (6) im Höllental / NÖ

der an dritter Stelle kletterte, in eine Schlucht hinein, aus der er fast nicht mehr herauskam (nur mit Andis Hilfe). Danach gings wieder zum Sportklettern. Das Wetter war am Abend so gut, und wir wollten es wieder wissen.


Ruth am vorletzten ausgesetzten Standplatz

So planten wir am nächsten Tag eine Tour auf der Mittelstation – der „Plan du Aiguilles“. Hier wollten wir eine Tour von Michel Piola begehen. Nach der grenzgenialen Einstiegslänge – eine 30m 7+ Platte mit feiner Rissspur (wo die ersten Fingerglieder nur teilweise Platz fanden) und 4 Bolts, kam auch schon wieder das Unwetter.


der Brunecker Turm am Grödner Joch – wir klettern hier die Ottovolante (8+) und Zieglauer (5+)

Wir seilten ab und beschlossen zurück nach Österreich zu fahren, da der Wetterbericht für die nächsten Tage nichts Gutes versprach. Nach einer langen Fahrt landeten wir in Andis Heimat: dem Gasteinertal. Hier kletterten wir eine wunderbare Mehrseillängentour und einige absolut hitverdächtige Sportklettertouren, bevor wir am Samstag wieder zurück nach Wien fuhren.


und los gehts in die Schlüssellänge – für die Crux brauchte ich 4-5 Versuche

Danke an dieser Stelle nochmal an Andis Mutter, die uns jeden Tag köstlich versorgte! Am Tag drauf gings dann mit Ruth ins Höllental wo wir die „Nix für Suderer“ in der vorderen Klobenwand durchstiegen. Ruth übersah hier wohl die eine oder andere 6er Länge im Topo (sie suchte die Tour aus).


Dominik muss die schwerste Länge mit Rucksack klettern

Etwas überrascht, aber tapfer kämpfend, schob sie sich alle Seillängen nach oben. Im Weichtalhaus ließen wir dann den Tag noch bei einem Bier ausklingen. Endlich machte sich Schönwetter breit und man konnte wieder mal was schwerers, längeres gehen, ohne große Angst haben zu müssen, eingewassert zu werden.


eine Seilschaft klettert neben uns die „Oltre la Porta“

Mit Dominik hatte ich wieder einen starken Partner, und ich konnte endlich die Ottovolante am Brunecker Turm am Grödner Joch angehen. Diese Traumtour führt 370Hm über bombenfesten Fels bei recht anhaltenden Schwierigkeiten von 7 – 7+ und einer 8+ Schlüsselstelle durch die Mur de Pisciadu.


geil woars 🙂

Nach 5h Kletterei stiegen Dominik und ich mit schweren Armen aus der Tour aus. Es hat sich absolut ausgezahlt die 2h Anfahrt aus Lienz auf uns zu nehmen. Am nächsten Tag gings dann mit Anda durch über die klassische Zieglauer (5+) durch dieselbe Wand.


Anda in einer 5+ Länge der Zieglauer am Brunecker Turm

Hier gibts nur wenige richtungsweisene Zwischenhaken. Für den Rest der Absicherung war selber zu sorgen, was aber mit mittleren Friends super möglich war.


Anda in der schönen Schlüssellänge (5+) hoch oben in der Wand

Nach 4h traumhafter Genußkletterei stand ich das zweite mal an diesem Wochenende am Gipfel des Brunecker Turms. Nach dem etwas verplatzten Chamonixaufenthalt, taten diese Dolomitentouren wieder gut, um etwas in Kletterfluss zu kommen.


wieder mal geschafft – genial wars!

Die Alpinsaison geht ja noch ein paar Wochen, und ich hoffe noch auf das eine oder andere Highlight. Danke jedenfalls an alle meine Seilpartner. Es waren wieder einige tolle Bergerlebnisse, die ich nicht missen möchte!

Fotos Schinderriss
Fotos Dimai Riss
Fotos Alpenrautekamin
Fotos Roter Turm Südrampe
Fotos Super Tegolina
Fotos Sportklettern Iselsberg
Fotos Love my dogs
Fotos La grande guerra
Fotos Brunsin
Fotos Voie Rebuffat
Fotos Voie Frison-Roche
Fotos Gastein
Fotos Nix für Suderer
Fotos Ottovolante
Fotos Zieglauer

Noch ein paar Impressionen vom Sportklettern am Iselsberg in Osttirol:


Jakob klettert hier eine 6b – clean mit 2 Friends!


Jakobs Cousin in derselben Tour (6b)


Jakob ist hier in einer knackigen 6c+


als harte Nuss erweist sich dieser Schrägriss (6c+)

Kategorien: Geschichtln

8 Kommentare

Flo · 4. August 2009 um 9:54

na, da habt ihr ja gscheid angepackt. Mein lieblings Fotos ist das Foto von der Ruth: Vorher und Nachher! aber tapfer gekämpft 😉
lg Flo

Rosi · 4. August 2009 um 22:35

respekt, ruth, dass du das durchgezogen hast 😉

die fotos von frankreich machen lust auf mehr! wunderschönes panorama, wie du gesagt hast!

stef · 5. August 2009 um 10:21

sehen schon einzigartig aus, diese granithaufen inmitten weißen golds mit dem kitschigen himmelsblau, da ist euch wieder mal a tolle gschicht geglückt.
erinnert mich ein wenig an unsere kombitour heuer im frühling zu den cinque torri peter, halt in einer anderen dimension *g*

hast dich wacker geschlagen ruth, gratuliere. wenn du mal in peters foto archiven rumstöberst, wirst du im vorletzten jahr 2 touren an der martinswand finden. ich kann mich noch gut daran erinnern, mir gings damals gleich wie dir 😀 und ich glaube sogar da gibts auch so ein tolles vorher-nachher foto.

weiter so!

peter · 5. August 2009 um 10:25

jo stimp – de Tour in den Cinque Torri war wirklich supa! So was in der Art steht nächsten Winter sicher wieder aufm Programm 🙂

der Che Guevara Crack in der Laserznordwand hat heuer 25 jähriges Jubiläum. Des wär sicher a amol a tolle Gschicht für uns zwei – oder Stef?

lg Peter

stef · 5. August 2009 um 11:17

i bin dabei, halts eh schon nimma aus vor diesem dämlichen blechtrottel, tag ein, tag aus dasselbe programm und weit und breit kein ende in sicht, grausam und menschenverachtend diese informatik. *g*
im nächsten leben werd ich tischler, förster oder gärtner oder sowas, soviel steht fest 😀

peter · 5. August 2009 um 11:22

tio… häsch wos gscheids glearnt 😛 *ggggg*

ruth · 9. August 2009 um 19:29

so lernt man dazu und wird klüger (besser???) 😉 hab aber eingesehen dass i dringend sturztraining, krafttraining und ausdauer brauch, tja und das topo sollt i mir a genauer anschauen….. dann darf i mit auf an „richtigen Berg“, gell????? 😀

peter · 16. August 2009 um 18:13

selbstverständlich 🙂 du bisch ma die liebste seilpartnerin 😀

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