Perlen vor die Säue

Veröffentlicht von peter am

Schon länger hatten Manuel und ich diese Tour im Hinterkopf. Auch wenn die Motivation auf Grund des Wetters nicht immer stimmte, trainierten wir fleißig, um genau für solche Touren im richtigen Moment fit zu sein.


Manuel beim Zustieg zur Kleinen Zinne

Bei einem Telephonat mit Volker bzgl. unserer Sommerpläne sagte er: „Jetzt kommt endlich das langerhoffte Sommerhoch!“. Somit war für mich klar – ab in die Berge! Sofort gab ich Manuel via e-mail bescheid, dass es jetzt an der Zeit ist, unser „Zinnenprojekt“ anzugehen.


die „Gelbe Mauer“ – 300m leicht überhängender Fels

Das Wetter versprach warme Tempereraturen und stabiles Hochdruckwetter. Wir nahmen uns ein paar Tage frei und düsten Richtung Südtirol. Nach einem gemütlichen Frühstück stiegen wir gemütlich die 30min zum Einstieg.


Tobi aus Südtirol in der ersten Länge (8+)

Im danebenliegenden Einstieg der „Gelben Kante“ gings schon ordentlich zur Sache. Es tummelten sich 6 oder 7 Seilschaften. Wir rechneten ja nicht damit, dass wir im Stau stehen sollten. Schließlich steigen nicht so viele Leute in eine 7b Tour unter der Woche ein… dachten wir 🙂


Jetzt sind wir dran – Manuel startet los

Wir machten offensichtlich die Rechnung ohne den motivierten Südtirolern. Beim Einstieg machte sich schon eine südtiroler Seilschaft – Tobi und Manuel – einstiegsbereit. Aus einem Gespräch stellte sich schnell heraus, dass ihr Niveau höher ist als das unsere.


ein perfekter Tag für so eine Tour!

Also sollte es auch zu keinem Stau kommen. Tobi stieg noch im Schatten in die erste 8+ Länge ein und konnte diese auch mit Morgenfrost in den Fingern knacken. Manuel stieg dann flott nach. Daraufhin kam dann die Sonne komplett in die Wand und wir legten los.


ich im Nachstieg der dritten Länge (8-)

Aufgrund der hohen und anhaltenden Schwierigkeiten kletterten wir blockweise: Manuel führte die ersten 4 Seillängen, und ich die letzten 5. Somit hatte jeder ungefähr gleichviel Klettermeter am scharfen Ende des Seils.


Manuel (links) und Tobi (rechts) – unsere netten Begleiter aus Südtirol

Dadurch war niemand nach einer harten Länge im Nachstieg, sofort wieder mit einer härteren Länge im Vorstieg konfrontiert. Das Verhältniss Klettermeter zu Sicherungspause war somit um einiges Unterarm und Nervenschonender.


wir gewinnen langsam an Höhe – im Hintergrund die Lavaredohütte

Die Absicherung war tiptop, der Fels genial, und die Motivation stimmte. Manuel knackte glei die erste 8+ Länge. Die Finger wurden langsam warm und der Kopf war voll aufs Klettern programmiert.


suuuper exponierte Traumkletterei in genialem Fels

Wennauch die Einzelzüge nicht allzu hart bewertet sind, stellt die Tour hohe Anspruche an die Ausdauer. In der ganzen Tour gibts nicht wirklich viele „leichte“ Meter / Seillängen zur Regeneration. Die „leichten“ Längen sind im 8- Bereich angesiedelt.


Start in eine äußerst pumpige 40m lange 8er Länge

Der Rest ist im glatten 8. Grad angesiedelt. Dazu kommen noch 3 Seillängen mit 8+ und die Schlüssellänge mit 8+ / 9-. Also ein echter Ausdauerhammer! Die Zinnenkletterei liegte uns offensichtlich sehr gut.


Manuel gibt Gas – der Einstieg rückt immer weiter weg

Schließlich gelang uns eigentlich alles auf Anhieb. In der vierten Länge (Manuels letzte Vorstiegslänge) kam dann die Crux: eine 40m lange Ausdauerlänge mit ein paar härteren Einzelstellen. Manuel gab Gas und konnte die Länge mit einem Sitzer zügig durchtsteigen.


was soll man sagen, außer: GENIALST!!

Ohne den Vorstiegsstress konnte ich ich die Länge sogar sturzfrei klettern! Jetzt wars an mir, den Rest zu führen. So schnell stellte sich mein Kopf aber nicht auf Vorstieg ein, und am Anfang knallte ich die Griffe und Leisten sicher mehr her, als notwendig.


Tobi steigt die letzte schwere Länge nach (8+)

Nach der ersten 8er Länge gings dann aber halbwegs, und ich konnte eine Länge, nach der anderen punkten. Es ging viel besser als erwartet! Doch irgendwann ermüdeten auch dann meine Arme, und wir begannen unsere Müsliriegelreserven aufzuessen.


„nur“ 8-, aber gar nicht so leicht 🙂

Somit retteten wir uns immer wieder zum nächsten Stand. Plötzlich standen wir unter der letzten schweren Länge (8+), und ich war immer noch sturzfrei unterwegs! Tobi und Manuel waren schon drüber und machten sich an die leichten, brüchigen Ausstiegslängen.


Manuel knackt die Nuss sehr elegant

Motiviert auf eine Rotpunktbegehung fragte ich Manuel, wie die letzte Länge zu klettern wäre. Er gab mir ein paar Tips und ich stieg ein. Die Länge ist spannend bis zum Schluss: eigentlich gutgriffige Kletterei bis unter ein großes, henkeliges Dach.


Start ins steile Finale – das 8+ Dach ist die letzte Crux für uns

An der Dachkante hängend, den linken Fuß auf Foothook gesetzt, total exponiert mit 300m Luft bis zum Einstieg unter mir, schaute ich mir die letzten Züge an, und schüttelte meinen Unterarmpump runter. Dann zog ich durch: zwei drei Züge, mit Anfeuergeschrei von Manuel (unten) und Tobias (oben) schaffte ich wirklich diese letzte Hürde.


Manuel in der horizontalen Schlüsselstelle der letzten Länge

Ein lauter Schrei erhallte in den Zinnen. YES! Perlen vor die Säue rotpunkt (die Hälfte im Nachstieg, die Hälfte im Vorstieg)! Das hätte ich mir NIEEE gedacht.


geschafft – eine obergeniale Tour liegt hinter uns!!

Als Manuel am Stand ankam war für uns klar, dass wir umdrehen würden (schließlich hatten wir Schuhe, Friends etc. am Boden gelassen). Tobias und Manuel machten noch die letzten zwei leichteren Längen bis zum Vorgipfel der kleinen Zinne.


knieschonender Abstieg per Abseilen – hier merkt man erst, wie steil die Wand ist!

Somit trennten sich unsere Wege hier. Beim Abseilen über die Tour merkten wir dann, wie steil die Wand eigentlich ist. Beim Klettern fällt einem das gar nicht so auf, aber wir mussten immer wieder Expressschlingen einhängen, damit wir bei der Wand blieben.


die Drei Zinnen sind ein magischer Ort und immer wieder einen Besuch wert!

Sehr schnell waren wir beim Einstieg, wo wir unser letzte Schokolade noch Tobias und Manuel auf den Rucksack legten, und den Weg zurück zum Parkplatz angingen. Vielen Dank an dieser Stelle an Manuel, Tobias und Manuel. Es war ein toller Tag mit euch in einer grandiosen Tour. Diese Tour macht Lust auf mehr! Die danebenliegende Ötzi trifft Yeti werden wir uns früher oder später sicher auch noch anschauen müssen!

Fotos der Perlen vor die Säue


6 Kommentare

Flo · 2. Juli 2010 um 7:55

Außerirdisch, bist in einer Wahnsinns Verfassung. Echt eine starke Leistung. Bericht und Fotos natürlich cool wie immer *g*. Nur steiler, überhängender und ausgesetzter. … und die Griffe werden auch nicht größer 😉
Lg flo

Peter · 2. Juli 2010 um 8:15

danke, danke! Jo zz. läufts ganz gut 🙂 Die Tour is wirklich der Oberhammer gwesen! In den Zinnen warsch du jo no gar nicht, oder? Solltest dir auch mal anschaugn…
lg Peter

Jakob · 2. Juli 2010 um 8:54

Wow, starke Leistung! bin schon voll motiviert aufn Sommer.. vllt. geht sich ja die ein oda andere zinnentour aus.. in deiner verfassung war ja die schweizerführe intressant 😉

peter · 2. Juli 2010 um 9:03

i glab du kannsch gedanken lesen 😀 Euch viel Spaß und Erfolg am WE. Berichtets, wies euch gangen is!! Bin schon gspannt 🙂

Ewa · 2. Juli 2010 um 16:34

Meine herzliche Gratulationen! Tolle, keine selbstverständliche Leistung! Ihr geht schon bereits in die Geschichte!!

Markus · 2. Juli 2010 um 21:39

Gratulation, da krieg ich ja feuchte Hände! Dir beim klettern zuzuschauen ist ja immer ein Genuss, die Ausdauer dazu ist aber die Krönung.

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