Tufakletterei auf Kalymnos
Schönstes Wetter in Mitteleuropa, und ich war voll auf alpines Klettern geeicht. Deshalb sollte sich meine Vorfreude für den geplanten „Freundinnenurlaub“ ein bischen in Grenzen halten… Schließlich gings ab nach Griechenland auf Kalymnos, um Sportklettern zu gehn… jawohl: SPORTKLETTERN! Das war eine kleine Katastrophe nach den tollen Touren, die ich in den letzten Monaten gemacht hatte. Aber erstens kommt alles anders, und zweitens, als man denkt!
Bereit für den ersten Schnappschuss – Ruth auf dem Weg nach Kalymnos
Ruth und ich starteten mit dem Flieger von Wien Schwechat und waren ruckzuck in 2h auf Kos. Von hier aus gings mit einer kleinen, aber schnellen Fähre in 20min rüber auf Kalymnos. Dort erwartete uns schon Stefanos, bei dem wir anheuerten. Er vermietet kleine & gemütliche „Studios“ (=Apartment). Von Flo, der vor ein ein paar Jahren hier war, bekam ich diesen Tip.
Bei Stefanos waren wir einquartiert – sauber, schön & günstig – perfekt!
Danke nochmals dafür an dieser Stelle! Bei Stefanos bekamen wir dann auch unser Fortbewegungsmittel für diese Woche: ein kleines Moped. Mit Helm fährt hier sowieso fast niemand, also wir auch nicht 🙂 Nach einem herzlichen Empfang von Stefanos und seiner Familie erkundeten wir als erstes die Gegend um dann mit dem Moped gleich den Sektor Ahri anzuviesieren.
ohne Moped geht auf Kalymnos gar nichts – die ganze Woche kurvten wir mit diesem Teil herum
Dort waren wir dann komplett alleine… komisch dachten wir uns… aber nach 2 Touren in der prallen Sonne verstanden wir dann auch warum 🙂 Bei 30°C und 0km/h Windgeschwindigkeit in den steilen Touren zu klettern, liess unseren Schweiss in Strömen schwimmen.
so sind die Klettersektoren auf der Insel markiert – praktisch: sie stehen neben der Straße
Da es auch schon später Nachmittag war, entschlossen wir uns das Meer zum ersten Mal zu genießen. Genau unterhalb des Klettersektors gabs auch einen kleinen Spot zum „Deep Water Soloing“ zu machen / probieren. Hier hüpften wir in das wunderbare, klare uns super temperierte Wasser.
Erstkontakt im Sektor „Ahri“ – geniale Sinter warten hier auf die Bezwinger
Ich kletterte noch die eine oder andere Runde um danach noch den Abgang ins Wasser aus 6 – 8m Höhe zu testen. Nach meinem Korsika Trip heuer hatte ich ein bischen die Scheu vor höheren Sprüngen verloren, da mich Thomas dort in die hohe Schule des Springens etwas einweihte 🙂 Am Abend gings dann zum ersten mal zum Abendessen in eines der zahllosen Lokale der Insel.
Badeschluss am Einstandstag – herrliches Ambiente!
Und dies sollte auch ein unheimlicher Glückstreffer sein: Bei Nicoloas´ Taverne – 5 Gehminuten von Stefanos entfernt – lernten wir den äußerst netten Besitzer kennen, der uns dann bestens bekochte und einen super Service bietete. Hier sollten wir dann noch im Laufe der Woche öfters vorbei schauen. In den nächsten 3 Tagen erkundeten wir dann die Klettergärten Afternoon, Spartacus, Grande Grotta & Panorama.
DAS Prunkstück der Insel – die Grande Grotta mit ihren spektakulären Touren
Hier konnten wir je nach Sektor bis 14:00 / 15:00 Uhr im Schatten klettern um danach mit einem griechischen Salat eine Kleinigkeit zu essen und anschließend zu einem der herrlichen Strände den Tag ausklingen zu lassen.
Ruth klettert den kleinen (5a) – ich die Verlängerung – den großen Elefantenhimmel (7a)
Die Kletterei in diesen Sektoren ist wohl einzigartig weltweit: Vor allem in der Grande Grotta spielte es sich ab: Touren von 6a aufwärts, extrem überhängend, an Sintern, Stalaktiten und den sogenannten Tufas gings teilweise in „3d Kletterei“ bis zu 35 / 40m die Grotte hoch. Ruth kletterte bis 5a vor und versuchte sich auch in steilen 6a+ Routen. Bis 7a+ konnte ich alles onsight klettern, und in einer 7b+ tat ich mir auch nicht „extrem schwer“.
ein Kletterer im Ausdauermonster „Aegialis“ – 7c
Lediglich den Schlüsselzug bekam ich nicht hin. Der Rest ging eigentlich auf Anhib. Die Bewertungen sind zwar meist extrem milde, jedoch muss man auch bedenken, dass die Routen oft extrem lang und steil sind. Dadurch benötigt man eine Audauer, wie man sie im „normelen“ Felsklettern selten benötigt. Ich kenne zumindest solche Klettereien sonst aus der Halle, wo solch irre Überhänge üblicherweise nur finden kann.
Wir sind uns einig – es ist GENIAL hier!
Technisch gesehen ist die Kletterei daher meist nicht sehr anspruchsvoll, aber die Ausdauer wird dafür umso mehr auf die Probe gestellt. Nichtsdesto trotz gibts auch auf Kalymnos technisch anspruchsvolle und „ehrlich“ bewertete Touren. Man darf also nicht alles über einen Kamm scheren – da kann man schon mal einfahren.
Afterclimbing Badespaß am Strand – wir hatten perfekte Badebedingungen
Mein Anliegen war es nicht so schwere Touren wie möglich, sondern so schöne Touren wie möglich (und davon so viel wie möglich) zu klettern. Da ich nicht unbedingt einen Rasttag einlegen wollte, kletterte ich nicht jeden Tag bis zur kompletten Erschöpfung oder Zerstörung der Fingerhaut.
jeden Tag dieses Spektakel – wunderschöne Sonnenuntergänge sind hier Alltag
Dieser Plan ging ganz gut auf, und ich konnte jeden Tag mehrere Routen von 6c – 7a / 7a+ onsight klettern. Einen Tag standen wir etwas früher auf und kletterten nicht so lange. Wir wollten noch in die Vathy Bay fahren – auf die Ostseite der Insel. Am Nachmittag kamen wir hier in diesem malerisch schönen Hafen an und kletterten hier ein paar Kärtnern nach, die eine lange Traverse 1m über dem Wasser angingen.
wunderbar!
Anfangs noch leicht, wurde es dann doch noch schwerer und Ruth machte einen Abgang ins Wasser 🙂 Zurück bei den Handtüchern schlossen wir uns der Kärtner Gruppe an, die ein Boot charterten, um einen etwas höheren „Deep Water Soloing“ Spot anzuvisieren. Die Frauan blieben alle im Boot und machten Fotos, währen wir uns an dem steilen Fels unser Glück versuchten. Es war sicherlich eines der großen Highlights für mich auf Kalymnos – die Kletterei steil, großgriffig & genial. Eine Route versuchte ich 3x.
unser Deep Water Soloing Spot – steil und nicht allzu hoch: ca. 10 – 12m
eine harte Stelle an der Dachkante
jetzt hab i den Henkel… Beine kommen lassen und weiterziehen…
der letzte Griff, den ich erwische: ein weiter Zug nach rechts auf eine schlechte Leiste
in einer weitern schweren Route – hier komme ich nur bis ans Ende des Sinters
Nach einem schwereren Zug über ein 1m ausladendes Dach wurde es kleingriffig. Die angepeilte Leiste konnte ich aber nie wirklich halten, und machte deshalb immer wieder einen Abgang aus ca. 10m Höhe. Es war echt genial! Am Donnerstag besuchten wir dann den Sektor „Odysseys“, welcher ursprünglich für Ruth ausgesucht wurde, damit sie dort mehrere leichte Touren spulen konnte.
ein Fischkutter am Heimweg
Die Kletterei gefiel mir aber so gut, dass ich auch wieder ein paar 6c´s ging, bis wir schließlich den linken Wandteil inspizierten. Hier konnten wir einer Top Kletterin aus Wien bei Versuchen in einer von Chris Sharmas Touren (8c) zusehen. Ich hatte jedoch was eigenes im Sinn: Eine 7b Tour.
Zeit zum Blödeln gabs genug 🙂
Da ich nichts besonders schweres machen wollte, würde das ganz gut passen. Ruth konnte mittlerweile perfekt mit dem Grigri umgehen und eine dynamische Sicherung bei einem Gewichtsunterschied von 20kg wäre auch sicher 🙂 Diese Tour war dann recht abgeschmiert, 20 / 25m lang überhängend und ausdauernd.
onsight durch die überbewertete „DNA“ (7a+) in der Grande Grotta
Leider zupfte es mich dann einen Griff vorm Ausstieg und ich fand mich 4-5m weiter unten im Seil wieder. Ohne das Einhängen der Expressschlingen gings dann im 2nd Go schon ein bischen leichter und ich konnte hiermit meine schwerste Tour der Woche punkten.
ein typisches Kalymnosfoto – hier nach dem erfolgreichen Onsight der „Island in the Sun“ (7a+)
Mit einer weiteren Onsightbegehung (7a+) beendete ich dann diesen Klettertag und wir verfolgten unser tägliches Programm weiter, indem wir uns auf einen der herrlichen Strände legten und einen der schönen Sonnenuntergänge genossen.
ein absolutes Highlight auf der Insel: der Sektor „Ghost Kitchen“ mit seinen abgefahrenen Tufas
Am Freitag gings dann auf zu einem weiteren Highlight der Woche: Dem Sektor „Ghost Kitchen“. Die Kletterei hier ist so abgefahren, wie sonst nirgendwo! Die sogenannten Tufas wachsen hier horizontal aus der Wand heraus. Wirklich spektakulär und absolut einzigartig.
absolut abgefahren – hier in der „Totenhansel“ (6c+)
Am letzten Klettertag machten wir dann noch ein „Ruthzerstörungsprogramm“ *gg*. Wir besuchten den Sektor „Kasteli“ über dem Meer und Ruth kletterte eine Tour nach der anderen onsight im Vorstieg vor. Nach 6 Touren am Stück bis 5a stieg ich ein paar 6a Touren vor, die sie dann auch noch zum Teil im Toprope ging.
hühott – ab aufs Pferdchen: einzigartige „Kletterei“ in der „Dafni“ (6c)
Am Abend zuvor lud Stefanos alle seine Gäste zum Abendessen ein. Hier lernten wir den netten Belgier „Tscherry“ (Spitzname) und ein französisches Pärchen kennen, mit denen wir uns zu einer Höhlenbesichtigung am nächsten Tag verabredeten. Nach der Kletterei am „Kastelli“ trafen wir uns am Parkplatz. Hier musste ich mir irgendwo den Rücken ganz böse verrissen haben…
ein weiteres Highlight war die Besichtigung der Tropfsteinhöhle im Sektor „Cave“
Jede Bewegung tat auf einmal extrem weh. Zu fünft besichtigten wir dann noch eine extrem beeindruckende Tropfsteinhöhle im Sektor „Cave“. Gott sei Dank war das am letzten Tag des Urlaubs, da mein Rücken jetzt immer noch extrem weh tut, und ich mit nur noch mit Schmerztabletten die Tage zu meinem Termin beim Orthopäden überstehe…
Danke für diesen absolut obergenialen Urlaub mein Schatz!
Tio trotz dieses etwas blöden Endes, wars wohl einer der schönsten und erholsamsten Kletterurlaube, die ich bisher gemacht habe. Jeden Tag einzigartige Kletterei, baden und gutes Essen – dazu noch Mopedfahren – was will man mehr? Danke Ruth für diese extrem gelungene Urlaubswoche! Besser gehts wirklich nicht.
Weptip: Topoguide @ Kalymnos (Ausgabe 1/2009)
Volker war für einige Zeit auf Kalymnos, und hat viele nützliche Infos & eine eigene Schönheits und Schwierigkeitsbewertung (sehr nützlich!!) für die von ihm gekletterten Touren, online gestellt.
weiterer Weptip: Tiroler Feueradler
Am besten in Natura anschauen = extrem beeindruckend!!
3 Kommentare
Flo · 16. September 2009 um 9:55
läßige Gschicht! Erholsam? Hoffentlich wird das wieder mit deinem Rücken. Hast dir wieder was eingezwickt? Auf jeden Fall gute Besserung!
lg Flo 🙂
peter · 16. September 2009 um 11:42
jo – hab mir wieder (wie in Korsika 2008) einen Nerv eingezwickt. Die Orthopädin hat mi wieder eingrenkt & i bin schon wieder fit – gott sei dank. Diesesmal is es ohne Schmerztabletten nit gangen… lg peter
Rosi · 22. September 2009 um 8:40
i bin ja soooo neidisch!! da will i a hin!! wow, echt schen!! 🙂