USA

Veröffentlicht von peter am

Nach einem super Alpinsommer 2012 gings für Matthias und mich auf zum „finalen“ Trip in die USA. Unser Ziel war es primär viele Gegenden anzuschauen und überall ein bischen zu klettern. Nach einem 15 stündigen Flug landeten wir ordentlich müde in Las Vegas und starteten von hier aus unseren „Rocktrip“.


Ankunft in Las Vegas – was für ein Kulturschock


Matthias am Steuer – auf gehts Richtung Yosemite

Am Tag nach unserer Ankunft kauften wir mal richtig ein und fuhren gleich los Richtung Yosemite. Am nächsten Tag trudelten wir dort dann auch ein und stellten uns im Camp4 in die Warteschlange. Mit etwas Glück bekamen wir den letzten freien Platz und deponierten unsere Einkäufe in dem uns zugewiesenen Bearlocker.


Warteschlange beim Camp 4


El Capitan bei 36°C…

Unglaublich aber war: es hatte knappe 100° Fahrenheit (= ca. 36°C ) und der Himmel war wolkenlos. Und der Wetterbericht für die nächsten Tage versprach keine Änderung. Nach den ersten Nächten in Amerika konnte ich nicht wirklich gut schlafen. Maximal 4h Schlaf und eine satte Verkühlung (dank der Klimaanlagen in den Flugzeugen) verhalfen meiner Motivation nicht gerade zum Auftrieb. Unser erstes Ziel war es eine leichte Technotour zu klettern, um ein wenig Übung zu bekommen.


Vorbereitungen für eine Bigwall

Denn wie für jeden war es auch unser Wunsch die berühmteste Tour der Welt, die Nose, zu klettern. An jedem Tag beobachteten wir trotz brütender Hitze zwischen 4 und 6 Seilschaften in der Tour. Als wir recht früh zum Einstieg der ausgesuchten Technotour (das „Westface“ am Leaning Tower) die gesammte Ausrüstung raufschleppten, ahnten wir noch nicht was uns am Einstieg erwartete.


unser primäres Ziel war der Leaning tower – rechts im Bild

Die Hitze trieb wohl alle Kletterer die nicht gerade in der Nose unterwegs waren auf die schattige Seite des Tales. Somit waren wir trotz frühen Aufbruches Seilschaft Nr. 5, die diese Tour begehen wollte. Das war ein Schock für uns!


wir wären Seilschaft Nr. 5… vergiss es…

Wir disponierten um und wollten eine leichte Freiklettertour im Valley machen. Am Einstieg angekommen bot sich uns dasselbe Bild: langsame Seilschaften in der Wand, 2 Seilschaften wartend beim Einstieg… der Spaßfaktor litt gewaltig. Wir disponierten wieder um und kletterten weiter rechts eine weitere Ausweichtour, damit wir endlich ein paar Klettermeter machen konnten. Wir kletterten die ersten 5 Seillängen der „DNB – direct north buttress“, welche nach oben hin immer besser wurden, und seilten wieder ab.


direct north buttress – ist steiler als es ausschaut


Yosemiteflair – der Half Dome


die etwas anderen Verkehrstafeln…

Tags drauf kletterten wir dann die ursprüngliche erste Ausweichtour namens „Central Pillar of Frenzy“ welche wir von Charlie empfohlen bekommen hatten. Im Schatten wars gerade so zum Aushalten. Unvorstellbar wie man bei der Hitze in die Südwand des El Capitan einsteigen konnte.

in der zweiten Länge des „Central Pillar of Frenzy“ – auch eine sehr beliebte Tour


superschöne Risse


so gehts dahin


Midnight Lightning – der wohl berühmteste Boulder der Welt

Da wir nicht nur im Yosemite rumwarten wollten, bis wir bei kletterbaren Bedingungen in die Nose einsteigen konnten, entschieden wir uns am nächsten Tag weiter zu fahren. Schließlich hatten wir nur begrenzt Zeit und wollten noch ein paar andere Gegenden sehen. Gesagt, getan. Am nächsten Tag führen wir in die Tuolomne Meadows und kletterten dort eine weitere Tradtour namens „Lucks Streaks“.


Tenaya Lake – auf 3000m Seehöhe!


wir hängen unsere Vorräte in die Bäume, damit der Bär nicht unser Auto knackt!

Sie befindet sich am Fairview Dome und ist in guten 20min Zustieg zu erreichen. Da es hier am Parkplatz keine Bearlocker gab, haben wir unsere gesamten Vorräte in die Bäume gehängt. Wir dachten uns: lieber erwischt der Bär unser Essen, als dass er uns das Auto aufknackt. In der Tour selber waren dann 2 Seilschaften am werkeln. Die ersten haben uns nach der zweiten Seillänge überholen lassen und die zweite Seilschaft holten wir eine Seillänge unterm Ausstieg ein. Die Kletterei war sehr schön: unglaublich schöner Granit gespickt mit Knubbel und von einer logischen Risslinie durchzogen führt durch die Westwand. Dabei heisst es natürlich die gesammte Tour inkl. Stände selbst abzusichern. Auch landschaftlich sind die Meadows wunderschön. So bekommt man auf über 3000m Seehöhe rießige Wälder und schöne Berge zu sehen.


im Schatten kann mans grad aushalten auf 3000m Seehöhe…


tolle und total cleane Kletterei


landschaftlich wunderschöner Abstieg

Nach dieser Tour gings für uns wieder zurück Richtung Las Vegas. Hier versprachen wir uns zwar nicht angenehmere Temperaturen, aber hoffentlich mehr schattige Spots und weniger Leute.


Red Rocks – dieses Gebiet hat uns wohl am besten gefallen

Und wir behielten Recht. Da unsere Motivation im Yosemite durch die abartige Hitze und die vielen Leute etwas gelitten hatte, gingen wir in den Red Rocks die ersten Tage sportklettern, um wieder ein wenig den Spaßfaktor zu finden. Die Kletterei war hier wirklich toll: steil, griffig und spektakulär. Wir probierten Routen bis 5.13b und konnten schnell Touren bis 5.12c punkten.


steil und griffig


wir hatten ein paar super Tage beim Sportklettern


Kalymnos lässt grüßen – steil ists hier 🙂

Somit hatten wir nach ein paar Sportklettertage wieder Motivation und entschlossen uns nach einem (notwendigen) Ruhetag eine größere alpine Tour zu machen. Am Abend vor dem Ruhetag fuhren wir aber noch nach Las Vegas und füllten unseren Elektrolythaushalt wieder ordentlich auf 🙂 Da es im Auto in der Nacht gefühlte 60°C hatte, fiel uns das Aufstehn nach 3h Schlaf sichtlich leicht. Den restlichen Ruhetag verbrachten wir mit einkaufen, waschen, rumhängen und nichtstun. Tags drauf gings dann früh los. Unsere Wahl fiel auf die „original route“ in der rainbow wall. Unsicher waren wir uns noch bei der Zustiegsbeschreibung – schreibt der Führer immerhin für die Zustiegszeit je nach Wegfindung 1,5 – 3h. Wir waren recht flott unterwegs und hatten auch nur einen kleineren Verhauer. Dennoch brauchten wir 2 schweißtreibende Stunden bis wir endlich am Einstieg standen.


die 400m hohe rainbow wall mit der „original route“ (5.12a = ca. 7a+) – ein Hammerteil!

Die Rainbow wall bot uns einen spektakuläres Ambiente. Die „original route“ folgt einer sehr spektakulären und logischen Riss und Verschneidungslinie genau in der Mitte der Wand. In der zweiten Seillänge (5.12a) machte ich leider einen dummen Fehler und flog im Nachstieg aus der Wand…


in der ersten Schlüssellänge

im zweiten Anlauf wars dann logisch und gar nicht so schwer – echt ärgerlich. Doch was folgen sollte, war auch nicht von schlechten Eltern. Die dritte Seillänge war zwar lt. Führer leichter, dennoch trieb sie den Puls und den Pump ordentlich rauf.


eine logische Linie


steile Kletterei auf supergeilen Sandstein


besser gehts nicht!

Die Absicherung war genial: dort wo es nicht möglich war zu sichern, steckten Bohrhaken, und überall anders musste man selber absichern (was kein Problem war). Es lief immer besser und runder. Wir konnten eine Länge nach der anderen ohne Probleme abhaken und holten kurz unterm Ausstieg noch zwei Amerikaner ein, die am Wandfuß biwakierten. Matthias gelang die Onsight Begehung (Glückwunsch!) und ich hatte leider einen Abflug in der ersten Schlüssellänge.


eine Verschneidungslänge folgt der anderen


die zweite Schlüssellänge (5.12a) rannte ich rauf – ich war sooo motiviert!


die letzten und steilen Meter

Innerhalb von 40min seilten wir die 400m ab und gingen in weiteren 1,5h wieder raus zum Auto. Diese Tour war wohl mein persönliches Highlight auf unserem USA Trip! Da wir zwei Tage später weiterziehn wollten, entschieden wir uns für den nächsten Tag für eine etwas kürzere Tour. Die „Drifting“ war eine weitere geniale Tour, die zwei Mancos hatte: erstens könnte diese Traumkletterei ruhig dreimal so lang sein, und zweitens war der Zustieg über den Canyon eine einzige Plagerei. Denn dieser Canyon ist von unten bis oben zugewuchert mit dichtestem (und stacheligem) Gebüsch. Die tolle Kletterei lässt alle Zustiegsqualen schnell vergessen, und somit konnten wir hier eine weitere Traumtour wiederholen.


Seillänge Nr. 1 der „Drifting“ – ein absoluter Traum!


wunderschöne Kletterei auf tollem Fels


hingehn und klettern – mehr gibs dazu nicht zu sagen!


griffige Wandkletterei


die letzte Seillänge verlangt noch mal genaues hinschaun

Am Weg in den Osten machten wir noch Halt im Monument Valley, wo wir einen wunderschönen Sonnenaufgang genießen durften.


Sonnenaufgang im Monument Valley (klick drauf für Originalgröße)

Dann in Moab abgekommen, checkten wir uns wieder Kletterführer und fuhren zur sogenannten „wall street“. Das ist ein Klettergarten, der direkt an der Straße liegt. Die Kletterei ist super: steil und mit Rissen und Verschneidungen durchzogen. Dabei gibt es nur wenige Bohrhaken. Die meisten Touren sind selbst abzusichern, wobei die Tops immer eingebohrt sind. Lediglich die unabsicherbaren Wandklettereien sind mit Bohrhaken ausgestattet. Wir konnten der Versuchung nicht widerstehen und stiegen auch in eine 5.13 Dachkletterei ein. Die Tour war zwar im ersten Anlauf zu schwer für uns, bereitete aber eine Menge Spaß.


Matthias beim Sportklettern an der wall street


Dachkletterei in einer 5.13 an der wall street

Dann gings auf ins berühmt, berüchtigte Indian Creek. Dieses Gebiet muss man wohl nicht vorstellen. Sind die paralellen Risse dieses Gebietes doch weltbekannt in der Kletterszene. Hier bekamen wir mal die übliche Watschen. Sind wir als Europäer diese Art der Kletterei überhaupt nicht gewohnt, so hatten wir logischerweise unsere Startschierigkeiten.


Indian Creek


das allabendliche Lagerfeuer war obligat


was für Farben – der ganze Canyon war in goldenen Herbstfarben getunkt

Bald fanden wir aber raus, dass die Rissbreite das entscheidene Kriterium ist, welche sich mit der Friendgröße messen lässt. So habe ich z.B. B.D. Camalot Größe 2er Hände (also gelb) und Matthias Hände sind ein bischen größer: gelb-blau. Die Klemmtechnik braucht viel Übung – vor allem auch die Fußtechnik. Das Laub der Bäume war herbstlich gelb und verlieh dem ganzen Gebiet ein zusätzliches kitschiges Flair.


Erika zeigt wies geht – sie zeigte uns viel und half uns auch oft mit Friends aus


one of its kind – Matthias sichert Erika in der Caveroute – mit dabei 8Stk B.D. 1er Friends


mit 10Stk B.D. 2er Friends kletterte ich den fast 35m langen „generic crack“

Wir konnten hier unter anderem die Triologie klettern: „incredible handcrack, generic crack & supercrack of desert“ welche zu den Superklassikern im Gebiet gehören. Hier waren teilweise bis zu 10 Friends von derselben Größe notwendig (was bei einer Routenlänge von 35m nicht übertrieben viel ist). Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, hatten wir doch zum Schluss richtig Spaß. Am besten war wohl der Supercrack, der perfekt für Matthias Hände passte, und für mich nach oben hin eine Spur zu groß wurde (was sich auf den Pump ordentlich auswirkte).


Matthias im „incredible handcrack“



Matthias „jamt“ im Supercrack of Desert


der Supercrack hat uns eigentlich am besten gefallen, da unsere Handgröße sehr gut passte

Nach Indian Creek gings weiter ins Castle Valley wo wir den „rectory“ über die schöne Route „find jade“ besteigen konnten. Hier konnten wir die erlernte Rissklettertechnik gut anwenden. Dennoch wars für uns leichter die Ausstiegsvariante (5.11) über die eingebohrte Wandkletterei zu meistern, als den Einstiegsriss der mit 5.9 bewertet ist.


the rectory


eine überhängende 5.9 Länge – keiner von uns konnte sie rotpunkt klettern… abartig!


Riss, Riss, Riss


naked on top – Matthias und ich am Gipfelplateau des rectory

Am letzten Klettertag bestiegen wir noch die Cobra in den sehr eindrucksvollen Fishertowers. Diese sind jedoch eher was fürs Auge, da die Felsqualität hier bekannter Weise sehr schlecht ist.


Zustieg in unglaublicher Landschaft – die Fisher Towers


the cobra

Über 1000km weiter Richtung Westen verbrachten wir noch eineinhalb erholsame Tage in San Francisco, bevor es wieder zurück nach Europa ging. Die 3 Wochen waren sehr anstrengend, wunderschön und wir konnten viele nette Leute kennen lernen. Danke an Matthias, der es 3 Wochen mit mir ausgehalten hat 🙂 und an Ruth, die mich ziehen hat lassen! Es war sehr schön, aber ich bin froh wieder zurück in Europa zu sein.  Schließlich habe ich in den 3 Wochen in Amerika nie mehr als 4-5h geschlafen und war die erste Zeit recht verkühlt. Somit hatte ich so gut wie keinen Jetlag als ich wieder zu hause war 🙂

Fotos direct north buttress
Fotos central pillar of frenzy
Fotos lucky streaks
Fotos original route
Fotos drifting
Fotos find jade
Fotos the cobra

Fotos sportklettern red rocks
Fotos sportklettern wall street
Fotos sportklettern indian creek


6 Kommentare

peter · 4. November 2012 um 12:03

hallo peter,
total super reise, gewaltige bilder,
gratulation, we are proud of you
73 de peter es maria 🙂

Christine Sepperer · 4. November 2012 um 21:23

Hallo, immer wieder ist es ein Vergnügen auf deiner homepage zu schmöckern. Tolle Bilder, Abenteuer pur, anfoch a Wahsinn!!
Christine

Flo · 5. November 2012 um 14:46

Hi, schön das ihr wieder da seit. Lässige Bilder und netter Urlaubsbericht. Leider habe ich genau die selben Geschichten schon oft gehört. Um am Yosemite wirklich Spaß zu haben baucht es ein wenig Erfahrung und am besten einen Lokal. Warteschlangen und überall anstellen ist sicher sehr zach für das Land der Unbegrenzten Möglichkeiten :-). Aber ihr habt genau die Richtige Entscheidung getroffen! Weiter so :-), beim nächsten mal fällt die Nose! lg Flo 😎

Der andere Flo · 5. November 2012 um 23:30

Big Respect Peter! Geniale Risse!! Der Granit schaut ja noch besser aus als im Zillertal 😉 und die Landschaft ist traumhaft schön!! Tolle Reise, die sofort Sehnsucht weckt. Nach junkfood, softdrinks und abartig geilem Fels 🙂
Cya!
Flo

dominik · 8. November 2012 um 10:09

nose, nose, nose. eigentlich eh unverständlich was wir alle damit haben! vergessma die nose!
supergeile touren habts gemacht! aus weiter ferne bleibt dem webaffinen menschen ja nur das betrachten von bilder oder videos übrig (wie z.b. dem hier: http://www.youtube.com/watch?v=fG-xr6HryPo)
ihr warts dort und habts extrem viel gesehen und erlebt. vui cool!

peter · 8. November 2012 um 17:09

najo – nose wär schon lässig gwesen. aber 3 wochen urlaub herpassen, bis man einsteigen kann… des wollt ma anfoch nit. So seima holt weiter und ham a super zeit ghabt!

lg peter

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