Winter 2013 / 2014
Der neue Winter kündigte sich in Tirol schon frühzeitig an. Doch Anfangs konnte ich mich für den Schnee noch nicht so begeistern. Doch es kam wie es kommen musste: bereits Ende November zogen sich die Tiroler Berge ihr dickes Winterkleid an. Einige Zeit vorher inspizierte ich meine Ski. Diese hatten letzten Winter gar etwas gelitten… Die Kante war zum Teil schon ausgebrochen. Somit war eins klar: eine neue Waffe muss her. Da der Trend der Leichtbauweise in Tirol schon Längst der Vergangenheit angehört und jeder mit noch fätteren Geräten sich auf die Gipfel der Tiroler Bergwelt schleppt, war auch für mich klar: die neuen Ski müssen breiter sein. Zwar gehört der Auserwählte (Völkl Nanuq) nicht zu den ganz argen Geräten, aber ich möchte ja auch auf die Berge rauf – nicht nur runter. Angefangen habe ich wieder in meinem Hausgebiet: dem Sellrain und der Axamer Lizum. Hier fanden wir Anfang Dezember so gute Schneeverhältnisse wie sie fast den ganzen Winter hier nicht mehr herschen sollten.
Zu Weihnachten gings zum obligatorischen Heimaturlaub nach Osttirol. Da es fast kein Eis und auch nur extrem wenig Schnee gab, verlegte ich mich Anfangs noch auf eine für mich neue Spielart: das Drytoolen. Mit Simon gings zuerst ein paar mal in die Mixedgrotte im Höhlensteintal und in den Tagen danach noch in die Zirknitzklamm im Kärtner Mölltal. Diese Grotte bietet eine extrem geniale Arena für diese Spielart des Klettern und ist für jeden Eisgeräteschwinger einen Besuch wert!
Doch dann kam es wie es kommen musste: DICKE Flocken vor dem Fenster – ich fühlte mich wie ein kleines Kind. Wir bekamen viel Schnee – RICHTIG viel Schnee. Es sollte sich noch zum Jahrhundertwinter in den Südlichen Alpen entwickeln. Aber zuerst wars noch recht heikel und somit unternahmen wir immer steiler werdernde Touren vor allem im Villgratental und in den Karnischen Alpen.
Diese Gebiete gehören sicher zu den schönsten Hochwintergebieten, die ich kenne. Außerdem gibt es sehr viele Möglichkeiten und man kann meistens die Tour so wählen, dass man nicht mit den Massen unterwegs ist. Ein absolutes Highlight sei noch kurz erwähnt: den Kesseberg in Innervillgraten hatten wir besonders kitschig erwischt: außer uns war niemand unterwegs. Es war alles unverspurt und die Abfahrt war dann so geil, dass wir nochmal auffellen mussten. Jürgen verpasste zwar seinen Zug, kam dafür sicher mit einem Grinsen (etwas verspätet) im Niederösterreichischen Kottingbrunn zu Hause an (ich glaub es war mitten in der Nacht).
Dazu möchte ich euch noch ein schönes Video von Jürgen empfehlen, dass er nach unseren tollen Jännertouren gemacht hat. Zu finden ist es hier. Die Lawinenverhältnisse besserten sich zunehmend und somit waren auch etwas interessantere Touren möglich. Zwar machten wir auch Abstecher in die Rieserfernergruppe (auf die Barmerspitze) und auch zu Hause in der Axamer Lizum, aber der Focus lag diesen Winter bei uns eindeutig in den Dolomiten. Hier konnte ich einige meiner Wunschtouren in die Tat umsetzen. Besonders erwähnenswert sind für mich die Pragser Dolomiten.
Hier fühlt sich die Landschaft noch sehr ursprünglich und unberührt an. Außerdem sind verhältnissmäßig wenig Tourengeher in dieser traumhaften Kulisse unterwegs. Dieser Gebirgszug gehört für mich zum Allerfeinsten im Hochwinter. Zwischendurch durfte ich mit Benni noch den Nordtiroler Ultraklassiker im Eis – die hängenden Gärten in Lüsens als Belaybunny wiederholen.
Doch auch in den Sextener Dolomiten konnten wir tolle Touren unternehmen. Angefangen bei der bekannten Cristalloscharte und dem unbekannten kleinen Bruder: der Cristallinoscharte (die eine der tollsten Touren dieses Winters werden sollte) verlegte sich der ab Februar dann immer mehr zu den Rinnen. Bei der Cirstallinoscharte fuhren wir bereits eine sehr schöne und nicht allzu steile Rinne (ca. 35 – 38°) nordwärts ab.
Auch beim Gewaltshatscher der Schusterplatte fuhren wir über die Altensteinerscharte durch eine Rinne in die Weißlahne (ca. 35°).
Eines der Highlights war dann auf jeden Fall die Begehung (by fair means ohne Liftunterstützung durch die Rinne) und Befahrung der Sassongher Rinne. Das Hochstapfen schien kein Ende zu nehmen. Aber in dieser Kulisse war es nur halb so schlimm. Wir waren alleine am Gipfel und hatten auch die Rinne für uns (Schlüsselstelle ca. 45° der Rest +/- 40°). Wir hatten sehr gute Bedingungen erwischt (die Schlüsselstelle war hart, danach hatten wir durch die hohen Temperaturen Firn in der Rinne).
Das nächste Highlight für mich war zweifels ohne die Skibesteigung des Innichner Hausberges: der Haunold. Wenn man den Berg sieht, glaubt man kaum dass er mit Ski zu besteigen ist. Doch über ein verstecktes Rinnensystem (die Ski am Rücken tragend) kommt man bis ca. 20Hm unter den Gipfel zum Skidepot. Die letzten Meter waren auch unproblematisch. Doch die Abfahrt hatte es schon in sich. In der ersten Rinne (Schlüsselstelle gleich zu Beginn – enge Passage mit 45° Steigung) kommt man zur Querung in die zweite Rinne. Bis hierher gilt absolutes Sturzverbot (Absturzgefahr). Die nächsten 250- 300Hm der folgenden Rinne (ca. 40°) waren dann nur noch Formsache.
Auch der kleine Abstecher in die Cadingruppe mit Ruth öffnete mir die Augen über diese Lanschaftlich (und auch Skitechnisch) sehr interessante Gegend!
Bevor ich die Ski einwinterte, wurde das Wetter dann nochmal das Wetter Ende März wie man es sich nur wünschen kann. Da Flo genau am Samstag seinen Geburtstag hatte und ich noch einen meiner Wunschträume erfüllen wollte, passte alles perfekt zusammen. Die Truppe war schnell zusammengestellt. Mit Sabrina, Flo, Martin und Matthias gings am Samstag in der Früh mit 4 Autos Richtung Cristallomassiv. 3 Autos ließen wir auf der Nordseite stehen und mit einem gings Richtung Süden. Mittels Lifthilfe gings zum Gipfelgrat des Monte Cristallo. Nach 20 Höhenmeter Anstieg gings dann als erstes über die Canale 1 de Creste Bianche die ersten 1500Hm abwärts. Wir hatten sehr gute Bedingungen und waren alleine in den Rinnen unterwegs.
Wir wählten diese Rinne um uns mal wieder an die Steilheit zu gewöhnen. Normalerweise macht man das ja automatisch im Aufstieg. Da wir uns im Lift aber nicht an viel gewöhnen konnten, fingen wir mal etwas ruhiger an. Belohnt wurden wir mit einer tollen Abfahrt in grandioser Landschaft. Mit fättem Grinser gings dann mit dem nächsten Auto (wir kamen ja wieder auf der Nordseite raus) zurück zum Lift. In der zweiten Runde nahmen wir uns die berühmteste aller Rinnen in diesem Massiv vor: die Canale Staunies. Sie startet direkt von der Bergstation. Da die Einfahrt eher hart und runtergebrettelt schien, entschlossen wir uns die ersten 30m abzuseilen. Die Rinne blieb dann schon anhaltender und länger steil als die Canale 1 di Creste Bianche. Schließlich fanden wir auch noch eine Möglichkeit unsere Abfahrt noch etwas interessanter zu machen: wir wechselten bei der einzigen Möglichkeit in eine weitere Rinne. Hier fuhr Flo seine „Birthdayline“, die sicherlich 60°+ hatte. Die Verhältnisse waren perfekt und so kam auch er zu seinem Kick 🙂
Unten angekommen gings zu fünft mit voller Skiausrüstung in Sabrina´s Audi A3 wieder auf die Südseite. Wir wollten noch eine Abfahrt machen, aber leider wurde der oberste Lift auf Grund von Lawinengefahr geschlossen. Somit ließen wir diesen tollen Tag mit Cappuchino und Bier auf der Sonnenterasse ausklingen (die obligatorische Pizza wurde auch noch heimgesucht). Flo musste wieder zrurück nach NOrdtirol und Sabrina hatte mit ihren Knieproblemen zu kämpfen. Deshalb machten sich am Sonntag nur noch Matthias, Martin und ich auf um noch eine Skitour zu gehen. Unser Ziel war die Sentinellascharte in den Sextener Dolomiten. Als wir hoch genug waren um endlich einen Blick auf die Abschlussrinne zu erhaschen, stach uns weiter rechts noch eine vollkommen unverspurte Rinne ins Auge. Sie war zwar nicht so eng und steil, aber schon beim raufspuren merkten wir, dass wir uns richtig entschieden hatten! Auf der Elferscharte angekommen, konnten wir noch das grandiose Panorama genießen und hatten schließlich eine absolut grandiose Abfahrt.
Die letzte Abfahrt der Saison hatte dann zwei Gesichter: oben unverspurten, steilen Pulver – unten tollen Firn. Das obligatorische Abschlussbier genossen wir dann mit grandiosem Panorama mitten in den Sextener Dolomiten. Das war ein perfekter Abschluss für eine absolut herrliche (Dolomiten)Skitourensaison! An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei allen bedanken, die dabei waren – es war ein genialer Winter, der einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat!
3 Kommentare
Jürgen Krenmayr · 10. April 2014 um 23:09
Bist du deppat so geile Fotos, und nu fü geilere Touren. I muass a in den Westen ziagen!!!!!
peter · 11. April 2014 um 12:03
Danke für die Blumen 🙂
Flo · 13. April 2014 um 15:10
🙂 cool der Winter hat sich echt ausgezahlt! Starke Touren habts da gmacht 🙂
super Fotos … wie immer …
lg Flo 😎